Vattenfall: Ministerium frühzeitig über Krümmel informiert
Stand: 04.07.2007
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Hamburg (dpa) - Der Energiekonzern Vattenfall hat nach eigener Darstellung die Kieler Landesregierung frühzeitig über Auffälligkeiten bei der Abschaltung des Atomkraftwerks Krümmel informiert. Dies sei unmittelbar nach dem Brand und der Schnellabschaltung am vergangenen Donnerstag geschehen, erklärte das Unternehmen am Mittwoch. "Die Anlage war zu jedem Zeitpunkt in einem sicheren Zustand. Das hat auch die Aufsichtsbehörde bestätigt", berichtete Bruno Thomauske, Geschäftsführer der Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH (VENE). Er verwies darauf, dass der Brand des Transformators den Reaktor des Kraftwerks nicht betroffen habe. Erst verspätet war am Montag bekannt geworden, dass in der Folge des Brandes der Druck und der Füllstand im Reaktordruckbehälter abgefallen waren.
Ablauf des Druckabfalls im Reaktor im Atomkraftwerk Krümmel
Das Atomkraftwerk Krümmel funktioniert ähnlich wie ein riesengroßer Tauchsieder. Im Zentrum des Siedewasser-Reaktors steht der wassergefüllte Druckbehälter. Dort heizen zahlreiche Brennstäbe aus Uran durch Kernspaltung das Wasser auf, das sie umgibt und kühlt. Die Brennelemente müssen zu jedem Zeitpunkt davon bedeckt bleiben. Das siedende Wasser hat im Regelbetrieb eine Temperatur von 286 Grad Celsius. Vom Reaktorkern aus strömt dann ein Wasser-Dampf- Gemisch durch ein abgeschlossenes System. Wasser und Dampf trennen sich. Der Dampf treibt Turbinen an, die wiederum zur Stromerzeugung den Generator in Schwung halten. Im so genannten Kondensator wird der Nebel wieder zu Wasser. Der Zyklus beginnt von Neuem. Das radioaktiv belastete Wasser bleibt dabei stets in diesem Kreislauf gefangen. Bei der jetzt bekannt gewordenen Kette von Ereignissen kam es nach Angaben des Kieler Sozialministeriums durch den Trafo-Brand am Donnerstag zuerst zu einer automatischen Reaktorschnellabschaltung. Im Zuge dieser Abschaltung fiel eine von mehreren Wasserpumpen "unplanmäßig" aus. Ebenfalls "unplanmäßig" seien darüber hinaus zwei Sicherheits- und Entlastungsventile geöffnet worden. Dies sei zunächst automatisch geschehen. Das Ministerium prüft, ob danach noch manuell nachjustiert wurde. Dadurch seien der Druck und der Füllstand des Kühlwassers im Reaktordruckbehälter innerhalb weniger Augenblicke abgefallen. Das abgelassene Wasser sammelte sich in der Kondensationskammer. Notfall-Nachfüllsysteme hätten sich innerhalb Sekunden automatisch zugeschaltet und den Verlust sofort ausgeglichen. Nach Erkenntnissen der Atomaufsicht waren die Brennelemente dabei zu jedem Zeitpunkt von Wasser bedeckt und wie vorgesehen gekühlt. Der Meiler Krümmel liefert seit der Abschaltung keinen Strom mehr.Nachrichten zum Thema
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