Vattenfall-Geschäftsführer räumt weiteren möglichen Schaden ein
Stand: 09.07.2009
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Berlin - Der schwedische Energieversorger Vattenfall hat nach der Panne im Atomkraftwerk Krümmel einen weiteren möglichen Schaden eingeräumt und eine Prüfung aller Abläufe zugesagt. Mindestens ein defekter Brennstab sei entdeckt worden, teilte der Betreiber Vattenfall Europe am Donnerstag in Berlin mit. Vorstandschef Tuomo Hatakka hält jedoch an dem Kraftwerk in Schleswig- Holstein fest. Sein Fazit sei klar und deutlich: Krümmel sei sicher. Zugleich entschuldigte er sich für die Verunsicherung. Der Reaktor soll erst in mehreren Monaten wieder anlaufen.
Bereits an diesem Freitag will Vattenfall den Reaktordeckel der Anlage öffnen, um nach dem beschädigten Brennstab zu suchen, wie der Geschäftsführer der Nuklearsparte, Ernst Michael Züfle, sagte. Von insgesamt 80 000 Brennstäben seien aus heutiger Sicht möglicherweise "einige wenige" defekt. Er betonte, dass ein solcher Schaden nicht bekannt gewesen sei, als das Kraftwerk vor mehr als zwei Wochen nach einer zweijährigen Pause wieder ans Netz gegangen war. Der Brennstabschaden sei eventuell durch ein Problem bei der Filterung im Wasserkreislauf zustandegekommen. Dies habe nach ersten Erkenntnissen nichts direkt mit dem Trafo-Kurzschluss vom Wochenende zu tun.
Vattenfall kündigte eine komplette Prüfung aller Abläufe an. "Jetzt stehen alle Prozesse, technisch und organisatorisch, auf dem Prüfstand", sagte Hatakka. Dazu sei ein interner Sonderermittler eingesetzt worden. Die Ereignisse hätten verständlicherweise zu Unruhe und Verunsicherung geführt. "Ich kann mich dafür nur entschuldigen." Der Fall sei ein herber Rückschlag im Bemühen um mehr Vertrauen.
Wann Krümmel wieder ans Netz geht, ist weiter offen. Der Austausch zweier Transformatoren soll mehrere Monate dauern. "Es ist viel zu früh, jetzt über eine Wiederanfahrt zu reden", sagte Hatakka. Ein völliges Abschalten stehe nicht zur Debatte. Zweifel an der generellen Zuverlässigkeit als Betreiber von Atomkraftwerken wies Vattenfall zurück. "Es gibt keinen Grund, wegen dieses Einzelfalls das Sicherheitssystem von Krümmel in Frage zu stellen."
Bei deutschen Kunden sei nach den Vorfällen in Krümmel mit einem Glaubwürdigkeitsverlust zu rechnen. Für Anwohner des Meilers sei an diesem Samstag in Geesthacht eine Informationsveranstaltung geplant. Nach der Ankündigung einer verschärften Behördenkontrolle des Vattenfall-Meilers Ringhals in Schweden betonte Hatakka, das Ziel sei es, die höchste Sicherheit in Kernkraftwerken zu erreichen.