USA planen die Rückkehr zur Atomenergie
Stand: 17.02.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Lanham - Nach dreißig Jahren Pause sollen in den Vereinigten Staaten nun erstmals wieder neue Atomreaktoren gebaut werden. US-Präsident Barack Obama kündigte am Dienstag staatliche Kreditzusagen in Höhe von rund acht Milliarden Dollar (5,9 Milliarden Euro) für den Bau von zwei Reaktoren an. Neue Atomanlagen seien nötig, um die Abhängigkeit von Ölimporten zu verringern und den Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasen zu drosseln, sagte Obama.
"Um unseren wachsenden Energiebedarf zu decken und den schlimmsten Folgen des Klimawandels vorzubeugen, müssen wir unser Angebot an Nuklearenergie vergrößern, so einfach ist das", sagte Obama in einer Rede in Lanham bei Washington. "Wir müssen in Amerika eine neue Generation sicherer und sauberer Nuklearanlagen bauen." Obama bezeichnete die Atomenergie als "saubere Energiequelle", die seine Regierung ebenso wie etwa Wind- und Solarenergie nach Kräften fördern wolle.
Die beiden neuen Reaktoren sollen auf dem Gelände eines bestehenden Atomkraftwerks in Burke im Bundesstaat Georgia entstehen. Der Bau der Reaktoren in Georgia werde tausende Arbeitsplätze in der Konstruktionsphase sowie 800 dauerhafte Jobs schaffen, sagte Obama. Die neue Anlage werde 16 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr weniger ausstoßen als ein vergleichbares Kohlekraftwerk.
Obama räumte in seiner Rede ein, dass die Atomenergie auch "ernsthafte Nachteile" habe. Als Beispiel nannte er die ungelöste Frage der Lagerung atomarer Abfälle. Der Streit um die Atomkraft "darf uns aber nicht vom Fortschritt abhalten", forderte er. "Wir dürfen nicht länger in diesen alten Debatten zwischen links und rechts gefangen sein." Andernfalls drohten die USA den Anschluss an Länder wie Frankreich, China oder Südkorea zu verlieren, die massiv in Atomenergie investierten.
Wegen der hohen Kosten für den Bau neuer Atomanlagen sind staatliche Kreditzusagen an private Atomunternehmen ein wichtiger Faktor. Obamas Zusagen gründen sich auf ein Gesetz aus der Amtszeit seiner Vorgängers George W. Bush - dies erlaubt staatliche Kredite für Projekte privater Energiekonzerne, sofern sie den Ausstoß an Treibhausgasen verringern. Dieser Fonds umfasst nach Regierungsangaben derzeit rund 18 Milliarden Dollar. Obama kündigte an, diese Mittel zu verdreifachen.
Nach dem Reaktorunfall in Three Mile Island in Pennsylvania, bei dem 1979 größere Mengen Radioaktivität freigesetzt wurden, hatten die USA zunächst auf den Bau neuer Anlagen verzichtet. Das jüngste US-Atomkraftwerk steht in Seebrook im Bundesstaat New Hampshire. Der Bau wurde 1977 begonnen, 1990 ging es ans Netz.
Atomkraftgegner kritisierten Obamas Vorhaben. Der Präsident setzt "die schlimmsten Energie-Exzesse" seines Vorgängers Bush fort, erklärte der Nuclear Information and Resource Service. "Der Steuerzahler gerät dadurch in die höchst riskante Lage, Milliarden Dollar an Atomgiganten überweisen zu müssen."
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