Umweltschützer: Schönrechnerei bei Kohlekraftwerk Lünen
Stand: 23.12.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd
Lünen/Düsseldorf - In der Debatte um den Bau des Steinkohlekraftwerks in Lünen beschuldigt der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) NRW den Betreiber Trianel, "Schönrechnerei" zu betreiben. Zum Ablauf der Beteiligungsfrist für eine sechste Teilerrichtungsgenehmigung des Kraftwerks hatten der BUND bei der zuständigen Bezirksregierung in Arnsberg am Dienstag eine rund 100-seitige Stellungnahme vorgelegt. Darin werfen die Umweltschützer Trianel vor, "massive Fehler bei der Berechnung und Beurteilung der für Mensch und Natur schädlichen Kraftwerksemissionen" gemacht zu haben, wie BUND-Geschäftsleiter Dirk Jansen am Mittwoch erklärte.
Dies belege ein Fachgutachten, das der BUND von eigenen sowie auswärtigen Experten habe erstellen lassen. Danach genügten die vom Oberverwaltungsgericht Münster beim Kraftwerksbetreiber angemahnte Immissionsprognose sowie die Verträglichkeitsprüfung für die geschützten Fauna-Flora-Habitat-Gebiete "keineswegs den gesetzlichen Anforderungen", und es sei mit "unzulässig hohen Zusatzbelastungen für die Bevölkerung zu rechnen", teilte der BUND weiter mit. Jansen wirft Trianel vor, bei der Berechnung des Schadstoff-Ausstoßes "falsche Parameter" zugrunde gelegt zu haben. "Das ist hart am Rande der Trickserei", sagte Jansen.
Die Umweltschützer fordern die Bezirksregierung Arnsberg als zuständige Genehmigungsbehörde deshalb auf, den Antrag des Kraftwerkbetreibers auf eine 6. Teilerrichtungsgenehmigung zurückzuweisen. Insgesamt waren bei der Behörde bis zum Ende der Beteiligungsfrist 16 Einwände gegen den Bau des Kraftwerks eingegangen. Wie Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg, auf Anfrage mitteilte, wartet man jedoch noch auf weitere Rückmeldungen aus den betroffenen Kommunen.
Eine Entscheidung wird es erst nach einem Erörterungstermin mit allen Beteiligten geben. Dieser soll laut Söbbeler nicht vor dem 14. Februar 2011 stattfinden.
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