Umweltbundesamt hält Stromimporte für unnötig
Stand: 06.04.2011
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Berlin - Trotz der vorübergehenden Abschaltung von acht deutschen Atomkraftwerken sieht das Umweltbundesamt keine Notwendigkeit dafür, aus anderen EU-Staaten Strom zu importieren. "Deutschland ist nicht auf Stromimporte aus Frankreich oder anderen Ländern angewiesen, sondern könnte sich komplett selbst versorgen." Dies sagte der UBA-Energie-und Klimaexperte Harry Lehmann der Nachrichtenagentur dpa. Die momentanen Importe seien allein preisgetrieben, weil sich Stromhändler mit dem billigsten Strom eindecken.
Seit der AKW-Abschaltung Mitte März kommt es zu vermehrten Atomstromimporten aus Frankreich und Tschechien, weil es weniger billigen Atomstrom aus deutschen Atommeilern gibt. "Das ist in einem liberalisierten europäischen Markt für Strom normal", sagte Lehmann. "Offensichtlich ist französischer Strom derzeit günstiger als Strom aus deutschen Reservekraftwerken."
In Deutschland seien auch ohne den Strom der acht vom Moratorium betroffenen AKW ausreichend Reserven vorhanden. Zudem seien derzeit Gas- und Kohlekraftwerke mit einer Leistung von 11 Gigawatt im Bau. "Spätestens wenn diese ab circa 2013 ans Netz gehen, werden die vorübergehenden Importe wieder zurückgehen." Zudem könne Frankreich im Winter aufgrund seines eigenen hohen Strombedarfs und im Sommer wegen knappen Kühlwassers seiner Atomkraftwerke ohnehin kaum Strom nach Deutschland liefern, sagte Lehmann.
Deutschland müsse aber das eigene Stromnetz zügig ausbauen, "damit schon heute mehr Windstrom aus Norddeutschland nach Süddeutschland transportiert werden kann". Der Leiter des Fachbereiches Umweltplanung und Nachhaltigkeitsstrategien betonte, die deutschen Verbraucher könnten schon jetzt selbst über ihren Strommix entscheiden. "Wer jetzt zu Ökostrom eines zertifizierten Anbieters wechselt, senkt aktiv den Anteil von Atomstrom im deutschen Netz", sagte Lehmann.