Umstrittener Forschungsreaktor startet
Stand: 04.06.2003
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Garching (dpa) - Mit dem umstrittenen Garchinger Forschungsreaktor FRM II geht in Bayern eine der leistungsstärksten Neutronenquellen der Welt in Betrieb. Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sagte am Mittwoch zum Start der Inbetriebnahmephase: "Mit dem FRM II spielen wir in der Champions-League und werden damit massgeblich an der internationalen Spitzenforschung teilhaben." Der Reaktor trage dazu bei, Deutschland international in Wirtschaft und Wissenschaft wettbewerbsfähig zu halten, sagte Stoiber. Dies sei ein Meilenstein.
Stoiber wie auch Wissenschaftsminister Hans Zehetmair und Umweltminister Werner Schnappauf (beide CSU) kritisierten scharf die lang dauernde Prüfung der Anlage durch das Bundesumweltministerium. "Das hat die Forschung um Jahre zurückgeworfen", sagte Stoiber. Durch die Verzögerung seien 68 Millionen Euro "unnötig verbraten" worden.
In den nächsten Wochen werden in dem 435 Millionen Euro teuren Reaktor unter anderem Vorbereitungen für wissenschaftliche Experimente getroffen. Voraussichtlich im August soll dann der Nuklearbetrieb angefahren werden. Bis Ende des Jahres soll der Reaktor seine volle Leistungsfähigkeit von 20 Megawatt erreichen. Erst nach dem ersten Brennelementezyklus, in dem Sicherheitsstandards wie auch die wissenschaftliche Werte überprüft werden, soll im kommenden Jahr der Routinebetrieb starten.
Neben wissenschaftlichen Zwecken wie der Materialforschung ermöglicht der Reaktor etwa bei der Krebstherapie eine Bestrahlung von oberflächennahen Tumoren mit schnellen Neutronen, aber auch die Entwicklung von so genannten Radiopharmaka.
Der Präsident der Technischen Universität (TU) München, Wolfgang Herrmann, unterstrich, die neue Neutronenquelle setze durch ihre experimentellen Einrichtungen wie auch bezüglich ihres Sicherheitskonzepts weltweit neue Massstäbe. Die Grünen im Landtag warfen Stoiber eine "Wahlkampfshow" vor.