Umfrage: 77 Prozent der Deutschen fordern Strompreis-Stopp
Stand: 24.09.2021
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Kurz vor der Bundestagswahl erreicht der Strompreis hierzulande ein neues Allzeithoch. Drei Viertel der Deutschen fordern von der nächsten Bundesregierung deshalb einen Strompreis-Stopp. Dafür würde jeder Dritte (31 Prozent) sogar an der Atomkraft festhalten – 11 Prozentpunkte mehr als noch vor drei Jahren.
Jeder Zweite wünscht sich eine sinkende Abgabenlast auf Strom. Allerdings: 70 Prozent der Befragten rechnen nicht damit, dass Steuern und Abgaben auf Strom auch in der kommenden Legislaturperiode sinken werden. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Vergleichsportals Verivox.
Neues Allzeithoch: Schmerzgrenze für die Mehrheit erreicht
Der Strompreis in Deutschland springt im Wahlmonat September 2021 auf ein neues Allzeithoch: Mit durchschnittlich 30,54 Cent je Kilowattstunde zahlen Verbraucher für Strom so viel wie nie zuvor. Sechs von zehn Befragten (60 Prozent) geben an, dass damit ihre Schmerzgrenze erreicht sei. 12 Prozent sind nicht dieser Meinung, 25 Prozent waren in dieser Frage unentschieden.
Immer größere Zustimmung zur Atomkraft als preisdämpfende Maßnahme
Die Frage, ob die kommende Bundesregierung stärkeren Einfluss auf die Strompreise nehmen und ihren Anstieg stoppen sollte, beantwortet eine deutliche Mehrheit (77 Prozent) mit Ja. Die Hälfte der Befragten (50 Prozent) spricht sich für eine Senkung der Steuer- und Abgabenlast aus, 39 Prozent plädieren für einen staatlichen Preisdeckel.
Eine Verlängerung des Kohleausstiegs können sich nur 12 Prozent der Teilnehmer vorstellen. Doch fast jeder Dritte (31 Prozent) würde für günstigeren Strom an der Atomkraft festhalten. Damit ist die Zustimmung zur Kernenergie innerhalb von drei Jahren um 11 Prozentpunkte gestiegen. 2018 war nur jeder Fünfte (20 Prozent) dieser Meinung.
Wenig Hoffnung auf sinkende Steuern
Große Einigkeit herrscht darüber, dass die Maßnahmen der amtierenden Bundesregierung nicht ausreichen, um den Strompreisanstieg zu begrenzen: Rund drei Viertel der Befragten (73 Prozent) sagen, dass die Bundesregierung hier zu wenig unternommen hat. Nur knapp 9 Prozent sind der Ansicht, die Bemühungen der schwarz-roten Koalition reichten aus, um einen weiteren Preisanstieg zu verhindern. 16 Prozent sind in dieser Frage unentschieden.
Aber auch für die kommende Legislaturperiode erwarten die wenigsten Menschen sinkende Strompreise: 70 Prozent der Befragten gehen nicht davon aus, dass Steuern und Abgaben auf Strom sinken werden. 40 Prozent der Befragten rechnen sogar mit einer steigenden staatlichen Belastung, 30 Prozent erwarten keine Veränderung. Nur jeder Fünfte (21 Prozent) glaubt, dass die Abgabenlast geringfügig oder sogar deutlich sinken wird.
„Fast alle Parteien sind sich einig, dass die hohen Strompreise für Verbraucher und die Industrie eine Belastung sind. Nach der Wahl sollte die Abgabenlast auf Strom deshalb zügig gesenkt werden, beispielsweise durch eine Abschaffung der EEG-Umlage oder eine Senkung der Stromsteuer“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Mehrheit der Deutschen spart Energie, um Kosten zu senken
Die stark gestiegenen Strompreise führen dazu, dass jeder zweite Deutsche (50 Prozent) bereits heute bewusst Energie einspart. Je älter die Befragten, desto größer war die Bereitschaft dazu. Während in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen jeder Dritte (37 Prozent) angab, die Stromrechnung durch angepasstes Verhalten senken zu wollen, waren es bei den 50- bis 69-Jährigen 58 Prozent.
Für 18 Prozent der Befragten ist das aktuelle Preisniveau noch kein Grund, ihr Verbrauchsverhalten zu ändern. Sollten die Strompreise jedoch weiter steigen, beabsichtigen 15 Prozent ihren Energieverbrauch zu drosseln. Nur eine Minderheit (5 Prozent) würde ihr Verbrauchsverhalten auch bei weiteren Preissteigerungen nicht ändern.
Preisanstieg bremsen mit Anbieterwechsel
Verbraucher können den Preisanstieg bremsen, indem sie sich um günstigeren Strom kümmern. Zwar spüren auch alternative Stromanbieter den höheren Kostendruck, dennoch lohnt sich ein Preisvergleich. Wer noch nie den Anbieter gewechselt hat und das günstigste, verbraucherfreundliche Angebot wählt, spart mit einem Wechsel durchschnittlich 261 Euro pro Jahr ein.
Methodik
Für die Studie wurden im September 2021 deutschlandweit online 1.000 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren befragt. Die Umfrage ist bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit und wurde vom Marktforschungsinstitut Innofact durchgeführt.