Tschechien legt Ausbau des umstrittenen AKW Temelin auf Eis
Stand: 14.10.2010
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Prag/München - Offenbar soll der Ausbau des umstrittenen tschechischen Kernkraftwerks Temelin, das in der Nähe der Grenze zu Bayern und Österreich liegt, vorläufig gestoppt werden. Dies meldete die tschechische Tageszeitung "Hospodarske Noviny" und berief sich dabei auf den Prager Industrieminister Martin Kocourek. Dem Blatt zufolge soll der Ausbau von zwei auf vier Reaktorblöcke in Temelin vom staatlichen Energiekonzern CEZ offenbar für mehrere Jahre auf Eis gelegt werden. Ursprünglich war geplant, dass die beiden neuen Blöcke bis 2020 ans Netz gehen.
Tschechiens Ministerpräsident Petr Necas dementierte allerdings, dass bereits eine Entscheidung gefallen sei. Nur die Regierung könne einen Ausbaustopp beschließen, sagte der konservative Politiker. "Zwei Drittel an der Temelin-Betreibergesellschaft CEZ gehören dem Staat, es kann also niemand sonst entscheiden."
Die oppositionellen Sozialdemokraten (CSSD) sprachen sich gegen einen Ausbaustopp aus. Als Lieferant von "billiger und ökologischer Energie" sei Temelin unverzichtbar, unterstrich der frühere Industrieminister Milos Urban (CSSD). Er räumte aber ein, dass die mögliche Inbetriebnahme neuer Meiler später als bisher geplant erfolgen könnte.
Das südböhmische Kernkraftwerk befindet sich weniger als 100 Kilometer von den Grenzen zu Bayern und Österreich entfernt. In der Vergangenheit hatte es in den Nachbarländern heftige Kritik an dem Atommeiler gegeben, Gegner des Projekts fordern die Stilllegung Temelins. Seit Inbetriebnahme der Anlage im Jahr 2000 hat es dort zahlreiche Zwischenfälle gegeben.