Trotz Krise: RWE plant bis zu 80 Milliarden Euro Investitionen
Stand: 16.12.2008
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Essen - Der Energiekonzern RWE will von der aktuellen Wirtschaftskrise profitieren und plant für die kommenden zehn Jahre Investitionen von 70 bis 80 Milliarden Euro. Dabei sei vor allem der Ausbau des internationalen Geschäfts vorgesehen, kündigte Vorstandsmitglied Leonhard Birnbaum am Montagabend in Essen an. Der Konzern werde sich dabei deutlich stärker als bisher auf die Bereiche erneuerbare Energien und Gas konzentrieren.
Neben Großbritannien stünden dabei die Benelux-Länder, Osteuropa, der Balkan und die Türkei im Zentrum der Überlegungen. Denkbar sei auch ein mögliches Engagement in Russland. "Kern der Strategie ist Europa", sagte Birnbaum. Der 41-jährige frühere McKinsey-Berater tritt im Januar die Nachfolge von Berthold Bonekamp als Strategievorstand des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns an.
Bis zum Jahr 2012 hatte RWE bislang bereits Investitionen von rund 30 Milliarden Euro angekündigt. Es gehe nun darum, dieses Niveau auch in den darauffolgenden Jahren zu halten. Dabei schloss Birnbaum auch Zukäufe nicht aus. "Über große Transaktionen soll man nicht reden, die soll man machen", sagte er.
Trotz der aktuellen Wirtschaftskrise fühle sich das Essener Unternehmen "besser positioniert denn je", sagte Birnbaum. Angesichts einer weiterhin guten Finanzkraft könnten sich RWE nun sogar zusätzliche Chancen bieten. Denkbar sei eine Übernahme von Projekten von in finanzielle Engpässe geratenen Investoren auf dem russischen Energiemarkt. Auch bei Projektentwicklungen etwa von Windparks könne das Unternehmen nun mit seiner Finanzkraft einsteigen, wenn geplante Finanzierungen derzeit nicht mehr realisierbar seien.
Auf dem deutschen Strommarkt kündigte Birnbaum eine Zentralisierung des Vertriebs an. Als erfolgreich hätten sich in der Vergangenheit eingeführte Festpreisangebote erwiesen. Mit diesem Modell einer Preisfestsetzung auf drei Jahre habe RWE bereits rund 130 000 Kunden beim Gas und rund 500 000 Kunden beim Strom gewonnen. Gut 75 000 Stromkunden hätten sich in den vergangenen rund vier Wochen daneben für einen neuen "ProKlima"-Tarif entschieden, der neben Strom aus erneuerbaren Energien einen Anteil von 70 Prozent Kernenergie vorsieht.