Berlin (dpa) - Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) will
die Nutzung erneuerbarer Energien in Deutschland stärker fördern.
"Wir müssen die Kontinuität in der Förderung für diese
Energiegewinnung sicherstellen", sagte Trittin in einem dpa-Gespräch
in Berlin. Dazu werde das Ministerium in den kommenden Tagen ein
Eckpunktepapier für die geplante Novelle des Erneuerbare-Energien-
Gesetzes vorlegen. Darin solle unter anderem eine längere
Förderungsdauer für investitionsintensive Windkraftanlagen im Meer
festgeschrieben werden. Zudem werden laut Trittin die Mittel für das
Marktanreizprogramm für die erneuerbaren Energien bis 2006 von jetzt
190 auf 230 Millionen Euro erhöht.
Trittin betonte die Bedeutung der
erneuerbaren Energien als
Wirtschaftszweig: "Davon geht auch eine positive Entwicklung für den
Arbeitsmarkt aus." Nach einem Zuwachs um 70 000 Arbeitsplätze in den
vergangenen Jahren seien nun rund 130 000 Menschen in diesem
Industriezweig beschäftigt. "
Windenergie ist keine Nischenproduktion
mehr." Hier gebe es nach der Autoindustrie die zweitgrösste Nachfrage
nach Stahl in Deutschland. Der Marktanteil von
Strom aus erneuerbaren
Energien liegt inzwischen bei acht Prozent.
"Die Entwicklung gerade der Windenergie ist überaus positiv",
sagte Trittin. Strom aus modernen
Windanlagen sei inzwischen
günstiger, als Energie aus einem neuen Atomkraftwerk kosten würde.
Ziel des Ministers ist es, Windkraftanlagen bis 2012 konkurrenzfähig
zu hocheffizienten Gas- und Dampfkraftwerken zu machen.
Zu einer Härtefallregelung beim
Strompreis für besonders
energieintensive Betriebe äusserte sich Trittin skeptisch. Diese war
von Unternehmen, Gewerkschaften und auch Bundeswirtschaftsminister
Wolfgang Clement (SPD) gefordert worden. "Ich nehme die Argumente
einzelner Unternehmen ernst, vermag aber nicht zu erkennen, dass
deren wirtschaftliche Schwierigkeiten auf das Erneuerbare-Energien-
Gesetz zurückzuführen sind", sagte Trittin.
Für erneuerbare Energien werden garantierte Einspeisepreise
gezahlt, die dann auf die Stromkunden umgelegt werden. Eine
Härtefallregelung zu Gunsten der Industrie würde auch einen höheren
Strompreis für die privaten Endverbraucher zur Folge haben,
erläuterte der Grünen-Politiker. "Der Weg, die Preisgestaltung und
die Rekordgewinne der Stromkonzerne den erneuerbaren Energien in die
Schuhe zu schieben, führt in die Irre."
Seit Beginn der neunziger Jahre hat sich der industrielle
Strompreis nach Angaben Trittins auf gut vier Cent pro Kilowattstunde
faktisch halbiert. Im Vergleich europäischer Industrienationen liege
Deutschland damit beim Strompreis im Mittelfeld. Für die Belastung
energieintensiver Unternehmen machte Trittin vor allem die
Preispolitik der grossen Energieversorger verantwortlich. "Wir sind
nicht in der Lage, den Preis zwischen Stromanbieter und Stromabnehmer
staatlich zu regulieren", sagte der Minister.