Trittin fordert Entlassung von Vattenfall-Chef Rauscher
Stand: 18.07.2007
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Berlin (dpa) - Nach der Pannenserie in den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel fordert der frühere Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) die Entlassung von Vattenfall-Chef Klaus Rauscher. "Ich finde, dass man die Frage nach der Verantwortung von Klaus Rauscher stellen muss", sagte Trittin der "Berliner Zeitung": "Es kann nicht sein, dass es bei der Entlassung von Bruno Thomauske, dem Leiter der Kraftwerkssparte, bleibt. Der ist nur ein Bauernopfer."
Trittin rief die Bundesregierung auf, "dringend darüber nachzudenken, welche Berater sie sich hält". Der Chef des schwedischen Mutterkonzerns Vattenfall AB, Lars Josefsson, ist Klimaberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Josefsson habe "in kürzester Zeit mehrere Zwischenfälle in seinen Atomkraftwerken zu verantworten", kritisierte Trittin. Die Sicherheitskultur in den Atomkonzernen müsse verbessert werden. "Außerdem sollte die Atomaufsicht beim Bund konzentriert werden", sagte Trittin: "Einer sterbenden Branche muss man noch genauer auf die Finger schauen, ob sie auch alles richtig macht."
Der Grünen-Energieexperte Hans-Josef Fell verlangte den Rücktritt von Joseffson. "Er ist derjenige, der seinen Hut nehmen sollte", sagte Fell der "Rheinischen Post". "Die Vorfälle im schwedischen Forsmark, in Krümmel und Brunsbüttel sind ein Gesamtproblem des Unternehmens, nicht das einzelner Mitarbeiter."
Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Wolfram König, unterstützte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) bei seiner Forderung, Restlaufzeiten älterer Atommeiler auf jüngere zu übertragen und damit die älteren Reaktoren früher als bisher geplant abzuschalten. "Keines der alten Kernkraftwerke wäre heute noch genehmigungsfähig", sagte König der "Frankfurter Rundschau" (Mittwoch).
Gabriel hatte am Dienstag angekündigt, er wolle nach der Sommerpause mit allen Betreibern über sein Ziel reden, Restlaufzeiten von alten auf neue Meiler zu übertragen. Die Stromkonzerne signalisierten daraufhin zwar grundsätzliche Gesprächsbereitschaft, reagierten aber auf den konkreten Vorschlag zurückhaltend bis ablehnend.
Nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" halten die Energiekonzerne RWE, E.ON, EnBW und Vattenfall vielmehr an ihren Plänen fest, Laufzeit-Verlängerungen für die drei älteren Kraftwerke Biblis A, Neckarwestheim 1 und Brunsbüttel zu beantragen, um im Gegenzug modernere Meiler früher abzuschalten. Dafür brauchen sie eine Genehmigung des Bundesumweltministers, der sich jedoch bislang strikt gegen diese Form des Übertragens von Reststrommengen ausgesprochen hat.