Thüringen: Energiesparen hoch im Kurs
Stand: 15.10.2005
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Erfurt (dpa) - Energiesparen steht bei Mietern und Hausbesitzern hoch im Kurs. Verbände und Bauexperten sahen bei einer dpa-Umfrage vergleichsweise geringe Spielräume bei sanierten Wohnungen, grössere bei wenig sanierten Wohnungen und den Heizgewohnheiten. Der Verband Thüringer Wohnungswirtschaft rechnet mit bis zu 15 Prozent Einsparpotenzial in seinen Unternehmen. Das grösste Interesse registrierten die Experten derzeit für die Nutzung von Holz als zusätzlichem Brennstoff.
Innungssprecherin Inge Schubert sagte, dass auch Vorurteile gegen "Öko-Techniken" wie Solarenergie spürbar bröckelten: "Wenn es s ans Portemonnaie geht und es der Nachbar macht, weicht auch der Hartgesottene auf." Es sei zwar kein Boom zu verzeichnen, aber vor allem spezialisierte Handwerksbetriebe stellten sich auf eine dauerhafte Entwicklung ein.
Weniger Nachfrage registrierten die Experten für die Sanierung von Fassaden und Dächern. Die Architektenkammer verwies darauf, dass Sanierungen vergangener Jahre die Wärmeschutzverordnung einhielten. Dann sei mit vertretbarem Zusatzaufwand keine deutliche Einsparung zu erreichen, sagte Geschäftsführer Michael Beier.
Deutlich steige dagegen das Interesse an energiesparenden Konzepten für Neubauten. Sogenannte Passivhäuser lägen noch einmal 25 Prozent besser als die Werte der Wärmeschutzverordnung. Die zehn Prozent höheren Kosten würden vor allem jüngere Bauherren zugunsten der langfristigen Einsparung hinnehmen.
Der Innungsverband des Bauhandwerks bestätigt diesen Trend. Bei Sanierungen seien dagegen vor allem ältere Hauseigentümer zurückhaltend: "Ab einem gewissen Alter überlegt man sich eine Investition schon, die sich über mehr als 15 oder 20 Jahre amortisiert, und überlässt das lieber den Nachkommen", sagte ein Sprecher.
Ramona Siefke, Referentin Energie bei der Verbraucherzentrale, sieht aber vor allem bei den "meist nur Stück für Stück" sanierten Wohnungen noch deutliche Einsparpotenziale. Zu den typischen unbeachteten Stellen gehörten die "unzähligen ungedämmten Kellerdecken". Hier liessen sich mit geringem Aufwand Dämmplatten ankleben.
Siefke empfahl, bei Installation und Wartung von Heizungen auf die sogenannte Hydraulik-Einregelung hinzuweisen, die eine gleichmässige Versorgung aller Heizkörper sichere. Viele Mieter, die jetzt Rat suchten, könnten beim Griff zu Fenster und Heizung sparen: "Viele haben noch DDR-Heizgewohnheiten", sagte sie. Dazu gehörten lange gekippte Fenster und das Auskühlenlassen ungeheizter Zimmer. "Eine Wand darf keine Kälte abgeben", sagte Siefke. Auch Sofas vor dem Heizkörper schlügen sich in der Heizkostenabrechnung nieder.
Auch der Verband der Thüringer Wohnungswirtschaft sieht beim Heizverhalten noch Sparmöglichkeiten. Die Unternehmen erstellten inzwischen bei Heizkostenabrechnungen Energieanalysen. "Bei solchen Gesprächen mit Mietern muss man natürlich alles recht freundlich und diplomatisch machen", sagte Rainer Nowak, Bautechnik-Referent des Verbandes. Die Unternehmen versuchten in Detailarbeit, den Energieverbrauch weiter zu senken. Das reiche von Optimierungen an Brennern über die Neuberechnung der tatsächlich benötigten Wärmemenge bis zur Analyse der Leuchtdauer in Treppenhäusern und Fluren.
Nowak rechnete dabei mit einem Einsparpotenzial von zehn bis 15 Prozent. Die Sanierungen an den DDR-Bauten hätten dagegen die Energiekosten noch um bis zu 45 Prozent verringert.