Telekom steigt in Strommarkt ein: Kooperation mit Stadtwerken
Stand: 13.04.2012
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Hamburg - Die Deutsche Telekom will ihr Geld nicht länger ausschließlich auf dem Telekommunikationsmarkt verdienen. Das nächste Ziel ist das Stromgeschäft. Gemeinsam mit Stadtwerken plant der ehemalige Staatskonzern ein Netz von Kleinkraftwerken in Privathaushalten.
Der Dax-Konzern bietet Energieanbietern den Aufbau kompletter Netze von kleinen, dezentralen Blockheizkraftwerken in den Kellern privater Wohnhäuser an. "Unser Angebot ist besonders interessant für Stadtwerke", sagte ein Telekom-Sprecher der "Financial Times Deutschland". Der Konzern hatte angesichts stagnierender Umsätze in seinem Kerngeschäft den Start in neue Geschäftsfelder angekündigt.
Blockheizkraftwerke nutzen die Kraft von Kleinmotoren zur Stromerzeugung - und die Abwärme gleichzeitig für Heizung und Warmwasser. Nach dem Willen der Bundesregierung soll die energiesparende Technologie ihren Marktanteil bis 2020 auf 25 Prozent verdoppeln. Die Telekom tritt dem Bericht zufolge mit einem Rundum-sorglos-Paket für die Stadtwerke an. Möglichen Partnern bietet sie ihr Vertriebsnetz, Mitarbeiter vor Ort sowie die Technik an, um Geräte ans Netz anzuschließen. Die Kleinmotoren sollen immer dann anspringen, wenn Strom besonders gefragt und damit teuer ist.
Die Telekom will auch die Wartung übernehmen. Der Konzern kooperiert mit dem bayerischen Gerätehersteller Motoren-AT und der Softwarefirma Greencom Networks, die Programme für Steuerung und Anzeige des Verbrauchs liefert. Die Kleinkraftwerke würden je nach Vertragskonstruktion den Stadtwerken oder auch Privathaushalten gehören.
Hersteller erwartet Boom bei Mini-Kraftwerken
Der Geschäftsführer von Motoren AT, Dragan Popov, sagte, das Unternehmen erwarte für die nächsten Jahre einen Boom bei kleinen Blockheizkraftwerken. "Die Bundesregierung will den Anteil der hoch effizienten Kraft-Wärme-Kopplung an der Stromerzeugung von derzeit rund 16 Prozent auf 25 Prozent bis 2020 steigern - auch mithilfe von kleinen BHKWs", sagte er. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) nehme seit 1. April Förderanträge für solche Kraftwerke entgegen. So würden etwa Anlagen mit 19 Kilowatt elektrischer Leistung mit einmalig 3.450 Euro bezuschusst.
Die Telekom ist allerdings nicht der erste branchenfremde Großkonzern, den das Stromgeschäft lockt. Seit 2010 baut der Autohersteller Volkswagen gemeinsam mit dem Hamburger Anbieter Lichtblick ein Netz dezentraler Kellerkraftwerke auf der Basis von umgebauten Automotoren auf.
Die ersten 420 "Zuhause-Kraftwerke" laufen Lichtblick zufolge bereits in Norddeutschland, Berlin und Nordrhein-Westfalen. Während Lichtblick die Stromeinspeisung zentral steuert, versorgen die Anlagen über große Pufferspeicher Wohngebäude, Schulen und Gewerbebetriebe mit Wärme. Lichtblick will in Zukunft 100.000 dezentrale "Zuhause-Kraftwerke" mit einer Gesamtleistung von zwei Gigawatt installieren - das entspräche der Leistung zweier Kernkraftwerksblöcke.