TelDaFax holt neuen Investor an Bord
Stand: 04.11.2010
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Troisdorf/Bonn - Dem Stromanbieter TelDaFax hat ein russischer Investor mit einer Geldspritze in zweistelliger Millionenhöhe unter die Arme gegriffen. Damit könne TelDaFax ein noch schnelleres Wachstum verbuchen als geplant, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Der Name des Investors wurde nicht genannt, Medienberichten zufolge soll es sich jedoch um Russlands drittgrößten Stromanbieter Energo Stream handeln.
Der künftige neue Gesellschafter will vor allem das Gasgeschäft bei TelDaFax vorantreiben. Die Übernahme von gut 75 Prozent der Anteile ist praktisch unter Dach und Fach. "Wir wollen mit unserem neuen Gesellschafter an der Seite im deutschen Energiemarkt künftig eine führende Rolle übernehmen", erklärte Vorstandschef Klaus Bath.
Wie die Finanzlage bei TelDaFax derzeit wirklich aussieht, ist unklar. Tatsache ist, dass der Discounter vorübergehend die Stromsteuer nicht bezahlen konnte. Doch das ist schon eine Weile her. Bei der Bundesnetzagentur liegen keine Beschwerden vor. In kein gutes Licht rückte jedenfalls der frühere Vorstandschef Michael Josten das Unternehmen, das er mitgegründet hatte. Der Wirtschaftsprüfer war 2007 wegen Untreue bei einem Immobilienfonds zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden.
Seit dem Einstieg ins Stromgeschäft 2007 erwirtschaftet TelDaFax, das früher auch einmal Telefondienstleistungen angeboten hatte und heute über 500 000 Strom- und 150 000 Gaskunden verfügt, Verluste. Im kommenden Jahr sollen bei rund einer halben Milliarde Euro Umsatz unter dem Strich erstmals schwarze Zahlen stehen, beteuert Bath.
Tatsächlich ist auf dem liberalisierten Strommarkt das Endkundengeschäft härter geworden. Insgesamt tummeln sich mehr als 1000 Unternehmen im Strom- und Gasmarkt und buhlen um die Gunst der Kunden. Um erfolgreich zu sein, wurden neue Geschäftsmodelle kreiert. Einige davon basieren auf Vorkasse, bei welchen die Kunden ihre Stromrechnung im Voraus bezahlen. Besonders günstig sind Discounter wie TelDaFax und Flexstrom. Mehr als 40 Prozent Einsparungen im Vergleich zum örtlichen Grundversorgertarif sind möglich.
Als "süßes Gift" bezeichnete ein Strommanager in einem Zeitungsinterview unlängst dieses Modell. Man komme zwar schnell an Geld, müsse dann aber hart kalkulieren. Ziel ist es, die Endabnehmer mit besonders günstigen Preisen zu einem Anbieterwechsel zu bewegen. Denn die Wechselbereitschaft von Strom- und Gaskunde ist häufig nicht stark ausgeprägt.
Die Medienberichte über TelDaFax haben die Vorkasse-Modelle zunehmend in Verruf gebracht. Verbraucherschützer raten generell davon ab. Doch die Bundesnetzagentur warnt vor einer pauschalen Kritik. "Solche Tarife sind Ausfluss des Wettbewerbs", betont Pressesprecherin Renate Hichert. Ob Versicherungsbeiträge oder beim Möbeleinkauf - Vorkasse sei in vielen Branchen üblich. Ein Restrisiko bleibt dabei immer. Hichert: "Geht der Anbieter in die Grätsche, ist das Geld weg".
Fast 80 Versorger bieten Tarife mit Vorkasse an, darunter zahlreiche Stadtwerke. Aber nur knapp jeder fünfte Stromwechsler greift auf einen solchen Tarif zurück. Dabei müssen enorme Einsparmöglichkeiten einerseits und das Pleiterisiko andererseits abgewogen werden, sagen Experten. In der Strombranche aber hat es seit der Insolvenz des Berliner Versorgers Ares Energie 2002 keinen solchen Fall mehr gegeben.