Südafrikas Energiekrise als weltweiter Preistreiber
Stand: 26.02.2008
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Johannesburg (dpa) - Wenn an Afrikas südlichem Ende die Lichter flackern, wirkt das aus europäischer Sicht zunächst einmal nur wie eine weitere Krise auf einem sowieso schon problembeladenen Kontinent. Doch Südafrikas chronische Energiekrise hat mittelfristig auch Konsequenzen für den europäischen Verbraucher. Denn der Kap-Staat gehört zu den weltgrößten Produzenten von gefragten Rohstoffen und Vorprodukten - von Gold über Kohle, Eisenerz oder Uran. Und wenn das Angebot knapp wird, schnellen die Preise in die Höhe. So etwa beim Platin, das weltweit zu fast 75 Prozent aus Südafrika stammt.
Noch schlimmer sieht es bei Ferrochrom aus, einer wichtigen Komponente für die Herstellung von Edelstahl. Südafrika produziert gut die Hälfte der jährlich auf den Weltmarkt kommenden 7,5 Millionen Tonnen. Für die kommenden Jahre sei mit einer angespannten Marktlage zu rechnen, schrieb die Wirtschaftszeitung "Business Day". Das Blatt sagte unter Berufung auf eine Studie der Deutschen Bank eine 20prozentige Verteuerung im laufenden Quartal vorher.
Erschwert wird die Lage durch den Produktionsstillstand in einer Eisenerz-Schmelze bei Durban, wo am Wochenende nach einer Explosion fünf Arbeiter ums Leben kamen. Der betroffene Ofen würde für mehrere Monate ausfallen, kündigten die Betreiber an. Und Preissteigerungen bei wichtigen Vorprodukten haben preislich bisher noch immer auch auf das Endprodukt durchgeschlagen.
Ursache der Engpässe ist der staatliche Stromkonzern Eskom. Er hat angesichts einer chronischen Energiekrise bis 2012 eine Stromrationierung eingeführt, die Südafrikas Industrie nur 90 Prozent des benötigten Bedarfs zugesteht. Im Verbund mit anderen Problemen gefährdet die Energiekrise bereits einen seit mehr als 100 Jahren gehaltenen Welttitel Südafrikas: den des weltgrößten Goldproduzenten. Das zweitgrößte Unternehmen der Branche - Gold Fields - kündigte als einer der ersten Konzerne des Landes die vorübergehende Stillegung von Schächten, einen 25prozentigen Produktionsrückgang fürs laufende Quartal, sowie den Abbau von Stellen an. Insgesamt seien 6900 der 53 000 Beschäftigten betroffen.
Ein Jahr vor den Wahlen am Kap fürchtet das Gastland der Fußball-Weltmeisterschaft 2010, ausländische Investoren zu verprellen und noch mehr der kostbaren Arbeitsplätze zu verlieren. Die Regierung hat daher gerade eine ranghohe Delegation nach Europa geschickt, um das angeknackste Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Mit einer Milliardenspritze sowie einem Appell an die Bevölkerung zum Energiesparen hofft sie, das Schlimmste abzuwenden. Doch bis Eskoms 323 Milliarden Rand (32 Mrd Euro) teures Infrastruktur-Programm greift, dürften mehrere Jahre vergehen. Das für 2010 angepeilte Wirtschaftswachstum von sechs Prozent ist vor diesem Hintergrund selbst in den Augen der Optimisten bereits in weite Ferne gerückt.