Stromsperren müssen angekündigt werden
Stand: 01.11.2012
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Potsdam - Immer wieder können private Haushalte ihre Stromrechnung nicht begleichen. Der Versorger darf den Strom trotzdem nicht von heute auf morgen abstellen. Zunächst einmal muss er vorher damit drohen. Zum anderen muss dieser Schritt in vernünftigem Verhältnis zu dem offenen Rechnungsbetrag stehen.
Wann darf der Energielieferant den Strom abstellen?
Wann ein Energielieferant den Strom sperren darf, ist in einer Rechtsvorschrift geregelt. Der Rückstand müsse mindestens 100 Euro betragen, erläutert Andreas Baumgart, Berater in der Verbraucherzentrale Brandenburg in Potsdam. Außerdem müsse die Stromsperre verhältnismäßig sein. "Wenn der Kunde ankündigt, er kann erst wenige Tage später bezahlen und hat sonst immer pünktlich bezahlt, dann dürfte ein Fall der Unverhältnismäßigkeit vorliegen", erläutert Baumgart.
Wie erfahre ich von einer baldigen Stromsperre?
Mindestens vier Wochen vorher müsse der Energieversorger die Stromsperre androhen, sagt Baumgart. Oft werde diese Androhung zusammen mit einer Mahnung verschickt. Drei Werktage vor dem Termin müsse die Stromsperre noch einmal angekündigt werden.
An wen kann ich mich wenden, wenn die Stromsperre droht?
Wer seine monatlichen Raten nicht mehr zahlen kann, kann sich zum Beispiel an das Sozialamt oder eine seriöse Schuldnerberatung wenden. Energielieferanten erklärten sich aber oft zu Ratenzahlungen oder Stundungen bereit, sagt Baumgart. Das gelte zum Beispiel, wenn der Kunde eine hohe Nachzahlung nicht auf einmal zahlen könne. Der Energieversorger ist jedoch nicht verpflichtet, sich auf solche Vereinbarungen einzulassen.
Wie kann ich eine Stromsperre noch abwenden?
Baumgart weist darauf hin, dass es vor allem wichtig sei, die laufenden Forderungen zu bezahlen. Wenn der Verbraucher dann anbiete, eine hohe Nachforderung durch Raten abzugleichen, sei eine Stromsperre eher unverhältnismäßig. Kunden sollten es auch deshalb nicht zu einer Stromsperre kommen lassen, weil durch die Abschaltung und Wiedereinrichtung weitere Kosten entstünden.
Wie viele Menschen sind von einer Stromsperre betroffen?
Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hat im Sommer hochgerechnet, dass fast 800.000 Haushalten in Deutschland 2011 wegen Zahlungsproblemen zeitweilig der Strom abgeklemmt wurde. Der Bund der Energieverbraucher ging von 600.000 bis 800.000 betroffenen Haushalten in diesem Jahr aus.