Strompreise: Trittin verlangt Rechenschaft von RWE
Stand: 19.08.2005
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Berlin/Essen (dpa) - Im Streit über drastische Strompreiserhöhungen verlangt Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) von RWE-Chef Harry Roels jetzt Rechenschaft über die Gründe. In einem Brief an den Vorsitzenden des Energiekonzerns weist Trittin die von Roels und anderen Grossversorgern abgegebene Begründung zurück, der im Frühjahr gestartete Handel mit Kohlendioxid- Zertifikaten habe wesentlich zu den Strompreiserhöhungen beigetragen. Bestätigt wurde ein entsprechender Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD) über den Brief des Ministers an Roels, der der dpa vorliegt.
Ein RWE-Sprecher sagte, Roels werde in angemessener Frist auf das Schreiben von Trittin antworten. Sprecher Michael Rosen betonte dabei, dass RWE angesichts der knappen Verteilung von Zertifikaten jährlich für 350 Millionen Euro zukaufen müsse. Das System mit dem Emissionshandel sei politisch so gewollt. Roels hatte vergangene Woche gestiegene Brennstoffkosten und höhere Ausgaben für CO2- Ausstossrechte als Hauptgründe für steigende Strompreise verantwortlich gemacht. Gleichzeitig hatte er bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz hohe Gewinne verkündet.
In dem Brief von Trittin wird Roels "zur Versachlichung der Diskussion" aufgefordert, so schnell wie möglich nachvollziehbar darzulegen, wie viele Emissionszertifikate RWE zu welchen Preisen seit dem 1. Januar erworben und verkauft hat. "Wenn Ihr Unternehmen (...) die - kostenlos erhaltenen - Zertifikate als Begründung für höhere Strompreise anführt, ist dies in keiner Weise nachzuvollziehen", schreibt Trittin. Seit dem Beginn des Handels in diesem Frühjahr habe es lebhafte Schwankungen der Marktpreise gegeben. "Eine Beziehung zwischen den Preisen für Zertifikate und für Strom ist nicht zu erkennen. (...) Offensichtlich dient der Zertifikate-Preis nur als Rechtfertigung für den Strompreis, wenn er steigt."
Die energieintensiven Unternehmen und die Stromerzeuger waren Anfang des Jahres für die Jahre 2005 bis 2007 mit kostenlosen CO2- Zertifikaten ausgestattet worden, die sie zu einem bestimmten Kohlendioxid-Ausstoss berechtigen. Wer mehr emittiert, muss solche Papiere von denen hinzukaufen, die wegen geringer eigener Emissionen über überschüssige Zertifikate verfügen. Damit sollen die Unternehmen zu durchgreifenden Energiesparmassnahmen angeregt werden.