Strompreis-Debatte: Effizienz, Vergünstigungen, Sozialausgleich
Stand: 28.08.2012
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Berlin/Düsseldorf - Die Debatte um steigende Strompreise ist mal wieder in vollem Gang. Während die dena den Einsatz sparsamer Elektrogeräte fordert, verteidigt die Bundesnetzagentur die Vergünstigungen der energieintensiven Industrie. Verdi will einen Sozialausgleich.
Steigende Strompreise im Zuge der Energiewende können laut der Deutschen Energie-Agentur (Dena) durch energieeffiziente Geräte im Haushalt ausgeglichen werden. Dena-Geschäftsführer Stephan Kohler sagte am Dienstag im Deutschlandradio Kultur, wenn der von der Regierung vorgegebene Plan mit 35 bis 38 Prozent regenerativer Stromerzeugung im Jahr 2020 beibehalten werde, werde der Strompreis bis dahin um rund 20 Prozent steigen. Gleichzeitig könnten Privathaushalte aber durch den Einsatz energieeffizienter Geräte rund 30 bis 35 Prozent im Jahr 2020 sparen.
Auch energieintensive Betriebe müssten sich mehr um Energieeffizienz bemühen, forderte Kohler. So könne die Befreiung von der Umlage für Erneuerbare Energien stärker an Bemühungen um Energieeffizienz gekoppelt werden. "Wer ein Energie-Audit durchführt, wer in Energieeffizienz investiert, nur der kann dann auch von einer zusätzlichen Belastung befreit werden", sagte der Dena-Chef.
Homann hält zur Industrie
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, verteidigte die finanzielle Entlastung für energieintensive Unternehmen. Die Preise für Industriestrom in Deutschland zählten zu den höchsten in Europa, sagte Homann der "Passauer Neuen Presse" vom Dienstag. Den privaten Stromkunden sei nicht geholfen, "wenn ihre Strompreise weniger steigen, ihre Arbeitsplätze dafür aber wegfallen, weil die Industrie abwandert".
Energieintensive Unternehmen genießen eine ganze Reihe von Vergünstigungen. Viele Firmen sind beispielsweise von der EEG-Umlage ganz oder teilweise befreit. Sie sollen damit im internationalen Wettbewerb gestärkt werden.
Verdi will Sozialausgleich
Das Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Verdi, Erhard Ott, fordert einen Sozialausgleich für steigende Strompreise. "Angesichts der höheren Investitionen, die den Unternehmen entstehen, rechnen wir mit einer Erhöhung der Strompreise", sagte Ott der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe). "Um noch höhere Belastungen für Menschen mit sehr geringen Einkommen zu vermeiden, ist es deshalb notwendig, mindestens eine Erhöhung der Sozialleistungen vorzunehmen."
Auch die Sozialverbände fordern eine gerechtere Lastenverteilung. Es dürfe nicht sein, dass bei den Unternehmen großzügige Ausnahmen beim Strompreis gemacht würden, während die Privatkunden alles zahlen müssten, sagte die Chefin des Sozialverbandes VdK, Ulrike Mascher. "Wir müssen über Sozial- und Familientarife beim Strom nachdenken, die sich nach Einkommen und Größe der Haushalte richten."