Stromnetze: Erdkabel bringen jahrelangen Ausbau-Stau
Stand: 14.10.2015
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Berlin - In der vergangenen Woche wurde im Bundeskabinett beschlossen, dass die großen neuen Stromleitungen hauptsächlich als Erdkabel verlegt werden sollen. Laut Einschätzung des Übertragungsnetzbetreibers Tennet führt dieser Beschluss zu einem jahrelangen Stau beim Ausbau der Stromnetze. Durch die gesetzliche Änderung müsse der laufende Planungsprozess vollständig neu aufgesetzt werden; das führe zur zeitlichen Verzögerung von drei Jahren, heißt es in der Stellungnahme von Tennet für die Anhörung im Wirtschaftsausschuss des Bundestags am Mittwoch, aus der am Dienstag auch das "Handelsblatt" zitierte.
Das Kabinett hatte beschlossen, dass Erdkabel bei Gleichstrom-Übertragungsleitungen künftig Vorrang haben sollen. Die Regierung kam damit Forderungen von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) entgegen, der die bisherigen Pläne für neue Freileitungen wegen starker Bürgerproteste strikt abgelehnt hatte.
Bei Wechselstrom ist der Einsatz von Erdkabeln technisch schwieriger als bei Gleichstrom. Dies soll zunächst getestet werden, hatte das Wirtschaftsministerium vergangene Woche betont. In der Stellungnahme von Tennet heißt es dazu, die Einfügung eines Erdkabels in das Wechselstrom-Freileitungsnetz könne zu Spannungsüberhöhungen mit Störungen im Gesamtnetz führen. Das Risiko solcher Überspannungen nehme zu, je mehr Erdkabel im Netz verlegt seien.
Das Gesetz soll nach dem Willen von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) nach der Beratung im Bundestag im Herbst "schnell in Kraft treten". Nur so könnten die erforderlichen Planungen zügig begonnen beziehungsweise fortgesetzt werden.