Stromnetzbetreiber Tennet warnt vor Netzausbau-Plänen Aigners
Stand: 19.05.2015
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Hamburg - Der Stromnetzbetreiber Tennet warnt vor Plänen der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU), eine riesige Stromtrasse um Bayern herum verlegen zu lassen. Das würde "den Netzausbau um Jahre zurückwerfen", sagte Tennet-Chef Lex Hartmann zu "Spiegel Online". "Neue Endpunkte für eine Leitung bedeuten: Die Netzbetreiber müssen den Netzentwicklungsplan neu rechnen", führte Hartmann aus.
Die sogenannte Suedlink-Trasse soll nach Plänen Aigners einen anderen Endpunkt haben als bislang geplant. Statt ins bayerische Grafenrheinfeld soll sie in die bayerische Gemeinde Gundremmingen nahe der Grenze zu Baden-Württemberg führen. Dadurch würde Suedlink deutlich weniger Kilometer durch den Freistaat führen und hauptsächlich durch Hessen und Baden-Württemberg laufen.
"Spiegel Online" zufolge würde eine Neuberechnung des Netzentwicklungsplans ein jahrelanges bürokratisches Verfahren in Gang setzen. Die Stromnetzbetreiber müssten einen neuen Korridor festlegen, in dem die von Aigner gewünschte Alternativtrasse verlaufen könnte, zahlreiche Betroffene vor Ort müssten angehört werden. Danach müsste die Bundesnetzagentur die neuen Berechnungen der Stromnetzbetreiber aufwendig überprüfen. "Damit setzen wir die bisherigen Planungen für die Trasse praktisch auf null", sagte Hartmann.
Aigner hatte ihre Pläne in der "Passauer Neuen Presse" vom Montag verteidigt. Sie könne nicht hinnehmen, dass durch Bayern als einzigem Bundesland zwei neue Stromtrassen verliefen, sagte sie. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) lehnte in derselben Zeitung Aigners Vorstoß strikt ab. Auch Baden-Württembergs Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) sprach sich dagegen aus. Suedlink soll Windstrom von der Küste in den Süden bringen, wenn 2022 die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet sind.