Stromnetzbetreiber Tennet warnt Bayern: Zeit wird knapp
Stand: 06.05.2015
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Berlin - Der Netzbetreiber Tennet hat Bayern davor gewarnt, die Entscheidung zum Bau von zwei Stromautobahnen von Nord nach Süd weiter hinauszuzögern. "Der Netzausbau 2022 ist quasi übermorgen. Wir haben keinen einzigen Tag zu verlieren", erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung von Tennet, Urban Keussen, am Dienstag in Berlin.
Die Politik müsse sich - wie versprochen - noch vor dem Sommer zu den Projekten bekennen. Es gebe keinen Zeitpuffer, um jetzt noch lange über alternative Trassen zu diskutieren. Das Kanzleramt, Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und die Bundesnetzagentur versuchen derzeit, gemeinsam mit Bayern eine Lösung zu finden.
Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) wies die Kritik zurück: "Die Ermahnung von Tennet ist überflüssig und eine Grenzüberschreitung", sagte Aigner der Deutschen Presse-Agentur. Die Koalitionsspitzen von Union und SPD hätten vereinbart, noch vor der Sommerpause im Juli zu entscheiden. "Bis dahin werden auch Fragen des Leitungsausbaus geklärt werden. Diesen Zeitplan werden wir einhalten", betonte Aigner.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), aber auch zahlreiche Bürgerinitiativen in Bayern und Hessen, stemmen sich vor allem gegen den "Suedlink" - eine 800 Kilometer lange Superleitung, die Windstrom von der Küste in den Süden bringen soll, wenn bis 2022 die letzten Atommeiler abgeschaltet werden. Das schwarz-grün regierte Hessen hält den Suedlink nach Angaben von Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) für unverzichtbar, fordert von Bundesregierung und Tennet aber, den Bedarf des Megaprojekts den Bürgern besser zu erklären.
Bei den Strompreisen ist nach einer Tennet-Studie Entspannung angesagt. 2014 seien die Großhandelspreise für Strom in Deutschland im Schnitt um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken.