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Strombörse: Starke Preisstürze dank Sonnenenergie

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP

Berlin - Solarenergie lässt die Preise für Strom um bis zu 40 Prozent sinken. Private Verbraucher merken davon jedoch nichts. An der Börse profitieren vor allem Großkunden.

Die Sonnenenergie macht Strom an der Börse einer Studie zufolge günstiger. Im Schnitt sinke der Börsenpreis um zehn Prozent, mittags sogar um bis zu 40 Prozent, ergab die am Dienstag vorgestellte Untersuchung des Instituts für Zukunfts-Energie-Systeme (IZES) im Auftrag des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW). Davon profitieren allerdings nur große Industriekunden - während es für Verbraucher sogar teurer wird.

Solarstrom fließt vor allem dann, wenn besonders viel Energie benötigt wird: mittags. Entsprechend müssen konventionelle Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke dann weniger Strom liefern als das früher der Fall war. Da Strom aus erneuerbaren Energien über eine garantierte Einspeisevergütung gefördert wird, unterliegt sein Preis nicht den Regeln von Angebot und Nachfrage. Daraus entsteht der sogenannte Merit-Order-Effekt: Der restliche benötigte Strom wird insgesamt billiger, denn besonders teuer produzierende Kraftwerke laufen gar nicht erst an.

Industrie und Strom-Großhändler profitieren

Studienautor Uwe Leprich vom Saarbrücker IZES weist entsprechend nach, dass die Strompreise mittags seit dem kräftigen Ausbau von Solaranlagen nicht mehr so stark ansteigen, wie sie es früher taten. Über den gesamten Tag gerechnet koste eine Kilowattstunde 0,4 bis 0,6 Cent weniger, sagte er. Im vergangenen Jahr habe dies einen Gesamt-Einspareffekt von 520 bis 840 Millionen Euro gehabt.

Von den günstigen Strompreisen profitieren Leprich zufolge aber vor allem industrielle Großkunden und Strom-Großhändler - denn diese kauften einen bedeutenden Teil ihres Stroms zum Tagespreis an der Börse. Verbraucher und kleine Unternehmen hingegen hätten von diesem Effekt nichts, denn ihre Strompreise orientieren sich meist eher an langfristig vereinbarten Stromlieferungen zu festen Preisen.

Gut für die Börse, schlecht für Verbraucher

Die niedrigen Börsenpreise haben sogar einen gegenteiligen Effekt: Je tiefer sie sinken, desto größer wird der Abstand zur garantierten Einspeisevergütung für Solarstrom. Diese Differenz ist es, die durch die von den Stromverbrauchern gezahlte sogenannte EEG-Umlage finanziert wird.

"Schon heute gibt es eine massive Auswirkung auf die EEG-Umlage", sagte Leprich. Für Verbraucher werde Strom entsprechend teurer. Die Industriekunden, die von dem preissenkenden Effekt des Solarstroms an der Strombörse profitieren, hingegen müssen die höhere EEG-Umlage meist nicht zahlen - denn Strom-Großabnehmer sind von der Umlage befreit oder zahlen weniger.

Börsenpreis bei EEG-Umlage berücksichtigen

Der Solarverband BSW sprach sich daher dafür aus, die "preissenkende Wirkung der Fotovoltaik" bei der Berechnung der EEG-Umlage zu berücksichtigen. Dies entspräche "einer Entlastung der Verbraucher-Stromtarife in Höhe von rund 0,15 Cent pro Kilowattstunde", erklärte der Verband.

BSW-Geschäftsführer Carsten Körnig plädierte am Dienstag entsprechend dafür, die "Profiteure" der Preisentlastung durch Solarstrom unter die Lupe zu nehmen, um den Ausbau erneuerbarer Energien im Zuge der Energiewende weiter zu beschleunigen. Auch Leprich verneinte die Frage, ob die Großindustrie die Energiewende bezahle: "Das ist überhaupt nicht der Fall", betonte er.