Stromausfall USA: Situation normalisiert sich - Ausgangspunkt war Ohio
Stand: 18.08.2003
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Washington/New York (dpa) - Fast drei Tage nach Beginn des grössten Stromausfalls in der Geschichte Nordamerikas hatte sich das Leben im Osten der USA und Kanadas am Sonntag weitgehend normalisiert. Die Stromversorgung war nur noch in einigen Orten gestört. Probleme bereiteten den Behörden am Wochenende Müllhalden mit verdorbenen Lebensmitteln in den grossen Städten sowie die Sicherstellung sauberen Trinkwassers, nachdem die Pump- und Klärsysteme längere Zeit nicht gearbeitet hatten.
In die Acht-Millionen-Metropole New York kehrte allmählich der Alltag zurück. Die U-Bahnen fuhren wieder und auch die meisten Restaurants öffneten, obwohl ihre Besitzer unzählige Tonnen verdorbener Lebensmittel aus den abgetauten Kühllagern wegwerfen mussten. Bürgermeister Michael Bloomberg lobte die New Yorker. Sie hätten die Krise gelassen und diszipliniert bewältigt, sich untereinander und den vielen Besuchern der Stadt geholfen. Die Einwohner Clevelands am Erie-See wurden aufgerufen, ihr Trinkwasser abzukochen. Soldaten der Nationalgarde verteilten frisches Wasser aus Tankwagen. Die Autometropole Detroit litt unter Benzinmangel.
Der wirtschaftliche Schaden war am Sonntag noch nicht absehbar, Experten gehen von einer Milliardensumme aus. Allein den New Yorker Firmen entgingen nach Schätzungen Einnahmen in Höhe von mehr als 750 Millionen Dollar (rund 670 Millionen Euro). Als 1977 ein Stromausfall für viele Stunden den Grossraum New York lahm gelegt hatte, wurde der Schaden in einem Kongressbericht mit 300 Millionen Dollar beziffert. Diesmal waren viel mehr Menschen, Fabriken und Betriebe betroffen.
Allein die grossen Autohersteller General Motors, Ford und Chrysler hatten am Freitag 55 Fabriken geschlossen. Die Versicherungen erwarten laut "New York Times" Ansprüche von bis zu drei Milliarden Dollar, allerdings hätten die meisten Unternehmen aus Kostengründen keine Deckung für Stromausfälle.
Auf den Flughäfen in Nordamerika und in aller Welt hatten tausende Reisende festgesessen, weil die Fluggesellschaften mehr als tausend Flüge gestrichen hatten. Am Sonntag lief der Flugverkehr wieder. Alle Maschinen von und nach Nordamerika seien pünktlich, sagte ein Sprecherin des Flughafens in Frankfurt/Main.
Über den Ausgangsort des "Blackouts" schienen sich die Experten in den USA einig. Der Chef des Nordamerikanischen Rates für Elektrische Zuverlässigkeit (NERC), Michehl rpt Michehl Gent, sagte, er sei "ziemlich sicher", dass die Stromausfälle am Donnerstag im Norden Ohios begonnen hatten. Zeitweise waren mehr als 100 Kraftwerke - darunter 9 Atomkraftwerke - mit einer Gesamtleistung von mehr als 61.000 Megawatt ausgeschaltet.
Im Streit um die Verantwortung für das Desaster steht das US- Unternehmen FirstEnergy im Blickpunkt, dessen Kraftwerk in Eastlake (Ohio) am Donnerstag Stunden vor dem "Blackout" ausgefallen war. Wenig später fielen drei Stromleitungen des Unternehmens und einer anderen Firma aus. FirstEnergy zufolge hat das Alarmsystem des Überwachungscomputers nicht funktioniert. Für die FirstEnergy-Kunden habe es keine Unterbrechungen gegeben. Deshalb sei eine "Isolierung" ihres Systems nicht notwendig gewesen.
Normalerweise muss ein Stromversorger bei schweren Problemen seine Leitungen und Kraftwerke aus dem Stromnetz ausklinken, um ein Übergreifen auf andere zu verhindern. "Wir versuchen jetzt herauszufinden, warum diese Situation nicht unter Kontrolle gebracht wurde, nachdem die ersten drei Leitungen ausgefallen waren", sagte Gent. Den ersten bekannten Ausfall hat es laut NERC-Direktor David Hilt 15.06 Uhr New Yorker Zeit in einer Hochspannungsleitung südlich von Cleveland gegeben. Danach sei der Strom durch eine Parallelleitung geflossen. Diese überhitzte und sackte durch. Als sie einen