Strom aus Erdwärme - Bundesweit erste Erdwärmekraftwerk kommt
Stand: 21.01.2003
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Berlin/Neustadt-Glewe (dpa/bb) - Das bundesweit erste Erdwärmekraftwerk soll von Herbst an in Neustadt-Glewe (Mecklenburg- Vorpommern) die Bewohner der Stadt mit Strom versorgen. «Bislang wird die Erdwärme nur über ein so genanntes Geothermieheizwerk genutzt, das Fernwärme liefert», sagte Barbara Meifert, Sprecherin der Berliner Bewag AG, am Dienstag. «Mit dem Einbau einer Turbine wird das seit 1994 bestehende Heizwerk nun zum Kraftwerk erweitert.» Dabei werde auf die bereits vorhandenen Anlagen der Erdwärme Neustadt-Glewe GmbH zurückgegriffen.
Geothermie oder Erdwärme zähle zu den erneuerbaren Energien, sagte Uwe Milles vom BINE-Informationsdienst in Bonn, der sich im Auftrag des Bundeswirtschafts- und des Umweltministeriums mit neuen Energietechniken beschäftigt. Dabei werde die Wärme im Erdinnern genutzt, die mit zunehmender Tiefe steigt.
«In Neustadt-Glewe wird 98 Grad heißes Wasser aus einer Tiefe von 2200 Metern gefördert», sagte Milles. «Diese Wassertemperatur galt für die Stromerzeugung lange als zu niedrig.» Deshalb sei die Erdwärme dort ebenso wie in zwei weiteren Anlagen in Neubrandenburg und Waren an der Müritz bislang nur als Fernwärmelieferant verwendet worden. In der neuen Turbine komme ein organischer Stoff zum Einsatz, der bereits bei rund 30 Grad den Siedepunkt erreiche. Das mache die Stromerzeugung erst möglich. «Es ist tatsächlich die bundesweit erste Anlage, aus der Strom gewonnen wird.»
Die Bewag AG erwirtschaftete im vergangenen Geschäftsjahr 2001/2002 (30.6.) einen Umsatz von 2,9 Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss lag bei 148 Millionen Euro. An der Betreibergesellschaft Erdwärme Kraft GbR des Geothermiekraftwerks hält die Bewag mit 51 Prozent die Mehrheit. Je 24,5 Prozent entfallen auf die Schweriner Wemag und die LanGeo GmbH (Landau/Rheinland- Pfalz). Die Betreibergesellschaft des jetzigen Geothermieheizwerkes, die Erdwärme Neustadt-Glewe GmbH, ist bereits zu 40 Prozent in Händen der Wemag.