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Streitfall Nachtspeicher: Preiserhöhung kommt im nächsten Jahr

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Essen - Die noch rund 1,5 Millionen Nachtspeicheröfen in Deutschland gelten als "Stromfresser" und "Klimakiller". Der RWE-Vorstoß eines Comebacks der Heizungen als Ökostromspeicher sorgte deshalb für wütende Reaktionen von Umweltschützern. Jetzt steht erst einmal eine Preiserhöhung ins Haus.

In den 70er Jahren warb die Energiewirtschaft vehement für das Heizen mit Strom, in Energiewendezeiten stehen die Besitzer von Nachtspeicheröfen jetzt als Verlierer da. Zum neuen Jahr steigen die Preise für Wärmestrom auch wegen höherer staatlicher Abgaben deutlich stärker als im Gesamtmarkt - allein bei RWE um 13 bis 17 Prozent. Und die Nutzer haben anders als bei anderen Stromtarifen kaum eine Chance zum Anbieterwechsel. "Es gibt beim Wärmestrom praktisch keinen überregionalen Wettbewerb, keine Konkurrenz, jeder bleibt in seinem Gebiet", sagt die Sprecherin des Preisvergleichsportals Verivox, Dagmar Ginzel.

Verbraucher wollen wechseln - können aber nicht

Dabei wollen tausende Kunden wechseln: Bei einer Verivox-Umfrage, die noch nicht abgeschlossen ist, haben bereits 15.000 Nachtspeichernutzer ihr Interesse an einem anderen Anbieter bekundet. Kein Wunder: Die Mehrkosten durch die Preiserhöhung addieren sich für eine vierköpfige Familie im Jahr auf mehrere hundert Euro, rechnen Verbraucherschützer vor. Bundesweit laufen noch etwa 1,5 Millionen Nachtspeicheröfen.

Das Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr, Wärme nachts mit billigem Strom zu erzeugen und in den Schamottsteinen der Öfen zu speichern, um sie tagsüber abzugeben - denn das Überangebot an Wind- und Sonnenstrom hat die Preise am Tag zusammenfallen lassen. Und die einst sehr günstigen Nachtstrompreise werden durch die stark gewachsenen staatlichen Abgaben vor allem für die Ökostromabgabe hochgetrieben.

Außerdem passt die Technik nicht mehr zu den ehrgeizigen Umweltzielen der Bundesregierung und der EU. Verivox spricht bei konventionell erzeugtem Heizstrom von 50 Prozent mehr Kohlendioxid als bei einer Gas- oder Ölheizung. Bis 2019 müssen viele der Stromheizungen deshalb gemäß der Energieeinsparverordnung abgebaut werden.

Wiederbelebung wäre "ökologisch pervers"

Der Vorstoß der Energieunternehmen RWE und EnBW, die umstrittenen Heizungen als Speicher für schwankende Strommengen aus Windparks zu nutzen, hat bei Kritikern vergangene Woche für wütende Reaktionen gesorgt. "Ökologisch pervers", "dreist" und "Mogelpackung", lautete das Fazit von Greenpeace und der Verbraucherzentrale NRW zu den Plänen einer Nachtspeicher-Renaissance. Das zuständige Bundesbauministerium betonte, dass an dem künftigen Betriebsverbot für die ungeliebten Heizkisten keineswegs gerüttelt werde.

Bei der RWE-Tochter RWE-Effizienz sorgte die heftige Kritik für Erstaunen. Niemand habe vor, vor dem Aus stehende Nachtspeicher dauerhaft wiederzubeleben, sagte der zuständige RWE-Projektleiter Jörg Rummeni. Es gehe darum, kurzfristig neue Lösungen für den dringend benötigten Speicherbedarf zu testen. Das gehe mit bestehenden Anlagen natürlich am besten. "Es geht um die Speicheroption und um eine Lösung für Bestandsanlagen, deren Benutzer diese nicht tauschen wollen." RWE will die Tests fortsetzen.

15.000 Megawatt könnten gespeichert werden

Bis zu 15.000 Megawatt könnten rechnerisch in den Stromheizungen gespeichert werden. Wenn auf diese Weise Windparkstrom gesichert werde, der sonst durch Zwangsabschaltungen mangels Netz und Speicher verloren gehe, sehe natürlich auch die ökologische Bilanz viel besser aus, sagt Rummeni. "Und wenn 2019 abgeschaltet werden muss, haben wir immerhin sehr viel über die Steuerung von verteilten Lasten gelernt und können diese auf andere Techniken wie Wärmepumpen übertragen."

Dabei gilt das Aus nach 2019 offenbar nur für den kleineren Teil der Stromheizungen. Die Verordnung sieht den Umbau nur für größere Häuser mit mehr als fünf Wohneinheiten vor und die Kosten müssen wirtschaftlich zumutbar sein. "Das betrifft nur ein Fünftel der Wärmestromanlagen", sagt eine RWE-Sprecherin.