Streit im Ländle: EnBW-Chef erhält Rückendeckung von Mitarbeitern
Stand: 11.01.2005
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Karlsruhe (dpa/lsw) - Der Chef der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW), Utz Claassen, ist ein Freund markiger Sprüche. Doch damit hat sich der schwergewichtige Sanierer nicht immer Freunde gemacht. Seit er im Mai 2003 an die Spitze des drittgrössten deutschen Energiekonzerns gekommen ist, hat er nicht nur mit seinem konsequenten Sanierungskurs Aufsehen erregt: Sei es der Streit mit baden-württembergischen Ministern oder die jüngste Aufsehen erregende Kontroverse um den Karlsruher Fussballclub KSC - der Energie-Manager eckt immer wieder an. Doch nun hat Claassen Rückendeckung aus den eigenen Reihen bekommen.
Dabei war Claassen anfangs mit den Arbeitnehmervertretern nicht gerade zimperlich umgegangen. Innerhalb von drei Jahren sollten 2100 Stellen im Konzern gestrichen werden. "Angst und Schrecken" verbreite der neue Chef, hiess es in einem offenen Brief der Betriebsräte im Herbst 2003. Inzwischen, so Koch, habe man Claassen als fairen und offenen, wenngleich harten Verhandlungspartner kennen gelernt. Betriebsbedingte Kündigungen seien verhindert worden. Heute hat die EnBW 19.700 Beschäftigte, vor wenigen Jahren waren es noch 40 000.
Für Schlagzeilen sorgte im vergangenen Jahr die Ablösung des Reaktorchefs des Kernkraftwerks Neckarwestheim. Der Atomexperte soll nach Informationen der "Stuttgarter Zeitung" zuvor die Sicherheit der Kernkraftwerke massiv kritisiert haben. Die EnBW habe den Schritt dagegen mit "querulatorischem Verhalten" begründet.
Mit Umweltminister Stefan Mappus (CDU) kam die EnBW in Konflikt, als dieser wegen eines Verstosses gegen Meldevorschriften ein Bussgeldverfahren einleiten liess. Mit seinem Kabinettskollegen, Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP), eskalierte im Herbst medienwirksam der Streit um die Auslegung von Claassens "Null- Toleranz"-Strategie gegen Atompannen.
KSC-Fans brachte der EnBW-Chef auf die Palme, als der Verein auf Druck des Konzerns vor einer Woche nach nur sieben Tagen Trainer Reinhold Fanz entliess. Dessen Anwälte fordern inzwischen eine Entschuldigung des Hauptsponsors wegen "unsachlicher Herabwürdigung" ihres Mandanten.
Auf politischer Seite ist man indessen um Glättung der Wogen bemüht. Der Streit zwischen den Ministern ist schon länger beigelegt. "Das Arbeitsverhältnis zwischen der EnBW und dem Umweltministerium ist sehr sachorientiert und gut", sagte ein Sprecher des Umweltministeriums. Auch der Landkreistag kann Renners "Globalschelte" so nicht nachvollziehen. Und auch bei der EnBW will man den Schaden begrenzen: Die gegen Renner angedrohten Schadenersatzansprüche seien derzeit kein Thema.
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