Streit im Kampf gegen die Klimaerwärmung
Stand: 26.05.2009
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Paris - Die Industrie- und Schwellenländer tun sich schwer, einen gemeinsamen Weg im Kampf gegen die Klimaerwärmung zu finden. Am Montag weigerten sich die USA im Rahmen einer zweitägigen Konferenz in Paris, ihren Treibhausgasausstoß bis zum Jahr 2020 stärker als geplant zu senken. Derweil sind die Schwellenländer "nicht bereit, eigene verpflichtende Minderungsbeiträge zu bringen", so der Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD).
Das Pariser Treffen dient der Vorbereitung der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember, wo ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll beschlossen werden soll. In Paris tagen bis Dienstag 16 Länder, die zusammen für 80 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen stehen, darunter die G-8-Staaten sowie große Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien.
Die Gespräche hätten sich zum Auftakt "im Kreis gedreht", sagte Gabriel. Er forderte eine schnelle Einigung der Industrieländer auf gemeinsame Ziele. "Je länger es dauert, bis die Industrienationen eine gemeinsame Haltung haben, desto länger werden wir warten müssen, bis sich China und Indien bewegen." Nur so könnten die Schwellenländer "ein bisschen stärker unter Zugzwang" gebracht werden.
Der französische Umweltminister Jean-Louis Borloo warnte, "das Schicksal der Welt" werde sich bei der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen entscheiden. Klimaschutzziele seien kein Rückschritt, der die Weltwirtschaft bremse, sondern Ausgangspunkt für ein "dauerhaftes und robustes Wachstum".
Die USA wiesen Forderungen nach einer schnelleren Senkung ihres Treibhausgas-Ausstoßes zurück. "Wir werden so hoch springen, wie es uns das politische System erlaubt", sagte US-Verhandlungsführer Todd Stern am Sonntagabend mit Blick auf Chinas Forderung, die reichen Industrieländer müssten bereits bis 2020 ihren CO2-Ausstoß um 40 Prozent senken. Zu viel Druck könne genau das Gegenteil bewirken, warnte Todd. Dann könne "man am Ende mit gar nichts dastehen".
Gabriel bot den USA eine flexible Lösung an. "Die Amerikaner haben das Problem, dass sie einfach zehn Jahre später anfangen, und wir werden am Ende akzeptieren müssen, dass man das nicht durch Schalterumlegen aufholen kann."
Sollten es die Vereinigten Staaten nicht schaffen, ihre Treibhausgase bis 2020 gegenüber 1990 deutlich zu reduzieren, könnten für Washington spätere Etappenziele gesetzt werden. Am langfristigen Ziel, bis 2050 die weltweiten Treibhausgasemissionen um die Hälfte zu senken, dürfe dabei nicht gerüttelt werden.
US-Gesprächsleiter Stern bekräftigte ausdrücklich das darin enthaltene Ziel, dass die Industrieländer ihren Ausstoß bis 2050 um 80 Prozent senken sollen. Bis 2020 hat US-Präsident Barack Obama bisher nur eine Senkung um 14 Prozent vorgeschlagen und das auf Basis des Jahres 2005. Das würde gegenüber 1990 einer Senkung um ungefähr drei Prozent entsprechen. Die EU hat sich dagegen von 1990 ab gerechnet auf eine Reduzierung um 20 Prozent bis 2020 verpflichtet. Sollte dies international vereinbart werden, wollen die Europäer auch eine Reduzierung um 30 Prozent umsetzen.
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