Osnabrück/Wolfenbüttel - Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) drängt auf ein neues Verfahren zur Suche nach einem atomaren Endlager in Deutschland. BfS-Präsident Wolfram König sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Mittwoch, jeder Diskussionsbeitrag in der Frage werde leider daran gemessen, ob man für oder gegen den Salzstock Gorleben als Endlager sei. "Aus dieser Falle müssen wir heraus." König warnte davor, sich allein auf Gorleben als Standort zu stützen: Er halte es "schon aus Rechtsgründen für notwendig, einen Standortvergleich vorzunehmen". Das sei international Standard.
Debatten über eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken "blockieren die Endlagerfrage", sagte König der Zeitung. Nur eine Laufzeit-Begrenzung biete Planungssicherheit. Der BfS-Präsident bedauerte, dass der
Atomausstieg zwischen Energiewirtschaft und Bundesregierung "von interessierter Seite in Frage gestellt" werde. Das sei ein Grund, "warum das Vertrauen der Bevölkerung in die Zusagen der Akteure nicht größer geworden ist". Auch die Vorkommnisse im atomaren Versuchsendlager Asse bei Wolfenbüttel hätten zu einem "erheblichen Glaubwürdigkeitsverlust" geführt. Aus technischer Sicht lasse sich "bis 2035 mit einem fertigen
Endlager warten". Danach müsse eine Lösung vorliegen.
Unterdessen besetzten Greenpeace-Anhänger am Mittwoch den Asse-Förderturm und forderten mit einem großen Banner die Rückholung des gelagerten
Atommülls.Dieser sei "eine tickende Zeitbombe im Berg", erklärte die Umweltorganisation.
"Es dürfen keine Kosten und Mühen gescheut werden, die gefährliche Situation zu bereinigen." Hintergrund sind Wassereintritte in dem ehemaligen Salzbergwerk, gepaart mit dem Austritt von Radioaktivität aus Lagerkammern in Tiefen von 400 bis gut 800 Metern.
Greenpeace erklärte, "die Einlagerung von Atommüll in Salz" im Bergwerk Asse II sei offensichtlich gescheitert. Daher könne Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) "auch nicht länger den Salzstock in Gorleben als Endlager befürworten". Im Zwischenlager Gorleben wird am Wochenende der nächste Castor-Transport mit radioaktivem Müll erwartet.