Stichwort: Gorleben
Stand: 26.10.2004
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Gorleben (dpa) - Der 8. Castor-Transport nach Gorleben ist mit insgesamt 12 Behältern genauso gross wie der vorangegangene. Zuletzt war im November 2003 Atommüll aus der Wiederaufarbeitung La Hague in Frankreich in das niedersächsische Zwischenlager gerollt. Der neue Transport startet voraussichtlich am 6. November.
Das Lager besteht aus einer Stahlbetonhalle, die 182 Meter lang, 38 Meter breit und 20 Meter hoch ist. Das Gebäude enthält 420 Castor-Stellplätze. Die Halle dient nach Angaben des Betreibers des Zwischenlagers, der Brennelementlager Gorleben GmbH (BLG), nur als Wetterschutz. Die Genehmigung des Zwischenlagers ist bis Ende 2034 befristet.
In Gorleben steht aber nicht nur das Zwischenlager, dort ist auch nach wie vor der mögliche Standort für ein Atommüll-Endlager. Seit Jahrzehnten wurde der dortige Salzstock dafür erkundet. Seit mehr als vier Jahren ruhen die Arbeiten aber. Damals einigte sich die rot-grüne Bundesregierung mit den Energieunternehmen auf den Atomausstieg. Gleichzeitig wurde vereinbart, die Endlagersuche auch auf andere Standorte auszudehnen. Bislang gibt es dazu aber keinerlei Vorschläge.
Der Castor
Castor ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung "cask for storage and transport of radioactive material". Die in einem Stück aus Gusseisen gefertigten Behälter sind gut 6 Meter lang und haben einen Aussendurchmesser von rund 2,5 Meter. Sie wiegen im beladenen Zustand 112 Tonnen. Verantwortlich für die Produktion der Behälter ist die Gesellschaft für Nuklear-Behälter (GNB).
Die Glaskokille
In jedem Castor befinden sich 28 hochradioaktive Glaskokillen. Sie enthalten die nicht verwertbaren Spaltprodukte abgebrannter Brennelemente aus deutschen Atomkraftwerken. Diese werden bei rund 1.100 Grad mit einem Glasgranulat zu einer homogenen Glasmasse verschmolzen. Die Masse wird in einen Edelstahl-Zylinder gefüllt, der 1,34 Meter hoch ist und einen Durchmesser von 43 Zentimetern hat. Jeder Zylinder fasst 400 Kilogramm der Glasmasse. Die Temperatur an der Oberfläche beträgt beim Rücktransport noch 150 bis 180 Grad.
Die bisherigen Transporte
Der erste Castor-Behälter traf am 25. April 1995 in Gorleben ein. Er enthielt abgebrannte Brennelemente aus dem Atomkraftwerk Philippsburg in Baden-Württemberg. Beim zweiten Transport kamen 1996 erstmals Glaskokillen aus La Hague nach Gorleben. Von 1998 bis 2001 gab es eine Unterbrechung der Transporte, nach dem Verunreinigungen an der Aussenhaut von Atommüllbehältern aufgetaucht waren. Beim ersten Transport 1995 waren bundesweit rund 15.000 Polizeibeamte im Einsatz, um den Castor zu schützen. 1997 sicherten bereits rund 30.000 Beamte die Transportstrecke. Inzwischen ist die Zahl der Einsatzkräfte wieder leicht rückläufig.