Stadtwerke: Hohe Verluste mit Gas- und Kohlekraftwerken
Stand: 10.07.2013
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Düsseldorf - Angesichts des stark gefallenen Strom-Großhandelspreises befürchten Stadtwerke hohe Verluste in der konventionellen Erzeugung. Dies könne zu einem erheblichen Hemmschuh für die Energiewende werden, weil Städte angesichts der Verluste nicht mehr in Erneuerbare Energien investierten, sagte der Chef des größten deutschen Stadtwerkeverbundes, Trianel, Sven Becker, am Mittwoch in Düsseldorf.
Allein das von mehreren Stadtwerken und externen Partnern gemeinsam errichtete 750-MW-Steinkohlekraftwerk im westfälischen Lünen werde im ersten kompletten Betriebsjahr 2014 in der Vollkostenrechnung mit Kapitaldienst rund 100 Millionen Euro Verlust erwirtschaften. Trianel habe deshalb seine Rückstellungen um rund 5 Millionen auf 15,7 Millionen Euro erhöht. Davon entfielen allein 3,5 Millionen Euro auf Lünen. Trianel hält selbst rund 6 Prozent an dem Kraftwerk, für das Ende August der Vorbescheid zur Betriebsgenehmigung erwartet wird.
Becker appellierte an die Politik, nach der Bundestagswahl dringend den Energiemarkt zu reformieren. Derzeit gebe es keinen Vertrauensschutz für die Milliardeninvestitionen in konventionelle Kraftwerke. Der Börsen-Strompreis sei auf einem historischen Tief.
Niemand investiere neu in konventionelle Kraftwerke, die aber noch lange gebraucht würden. "100 Prozent Erneuerbare bis 2030 sind utopisch und nicht finanzierbar." Ohne die Investitionen laufe Deutschland in gravierende Energieprobleme hinein, wenn 2018 wie geplant die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet würden: "Der Markt kollabiert." Der Stadtwerkeverbund vertritt knapp 60 Stadtwerke und hatte 2012 bei rund zwei Milliarden Umsatz einen Jahresüberschuss von 2,3 Millionen Euro (Vorjahr: 7,2 Millionen Euro) erwirtschaftet.