Cottbus (dpa) - Die Sorben in der Niederlausitz werden sich an der Brandenburger Volksinitiative für den langfristigen Ausstieg aus dem Braunkohleabbau beteiligen. Das habe der Regionalvorstand der Domowina beschlossen, sagte der Verbandsgeschäftsführer Harald Konzack am Freitag in Cottbus. Grundlage sei die überwiegend ablehnende Haltung der regionalen Vereine und Ortsgruppen der Sorben-Organisation in der Niederlausitz, wie eine Umfrage ergeben habe. Von den geschätzten 60 000 Sorben in der Lausitz leben etwa 20 000 in Südbrandenburg, 40 000 in Sachsen.
"Diese Entscheidung ist nur folgerichtig, weil wir hier in der Region am stärksten von Braunkohletagebauen betroffen sind", betonte Konzack. Im Programm der Domowina gehe es unter anderem um den Schutz des angestammten Siedlungsgebietes, also auch um den Schutz vor Kohlebaggern. "Wir wollen nicht, dass noch mehr sorbische Dörfer umgesiedelt werden", bemerkte Konzack. Historisch betrachtet seien die von den neuen Abbaggerungsplänen des
Energiekonzerns Vattenfall Europe bedrohten drei Dörfer Atterwasch, Grabko und Kerkwitz (alle Spree-Neiße) sorbisches Siedlungsgebiet. Die Ängste der dortigen Einwohner müssten ernst genommen werden.
Die großen Umweltverbände, die Grünen und die Linkspartei hatten mit der Volksinitiative am Montag begonnen. Bis Jahresende wollen sie weit mehr als die notwendigen 20 000 Unterschriften sammeln. Dann müsste sich der Landtag in Potsdam mit dem Gesetzentwurf der Initiative "Keine neuen Tagebaue - Für eine zukunftsfähige Energiepolitik" beschäftigen. Der Windenergieverband hat sich gegen den geplanten Bau eines Steinkohlekraftwerks in Lubmin ausgesprochen. In nur wenigen Jahren könne die Windkraft mehr als 50 Prozent des
Stromverbrauchs in Mecklenburg-Vorpommern erzeugen, wenn die Politik die Weichen dafür stellen würde, erklärte der Landesvorsitzende des Bundesverbandes
Windenergie, Andreas Jesse, am Freitag in Rostock. Ein neues Steinkohlekraftwerk passe nicht zu den Zielen einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Energieversorgung in Mecklenburg-Vorpommern. Außerdem würden durch das Steinkohlekraftwerk Leitungskapazitäten im Hochspannungsnetz blockiert.