Solarworld zu 720 Millionen Euro Schadenersatz verurteilt
Stand: 28.07.2016
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Bonn/Michigan - Ein Gericht in den USA hat das in Bonn ansässige Photovoltaikunternehmen Solarworld zur mehr als 720 Millionen Euro Schadenersatz verdonnert. Das zuständige Gericht im US-Staat Michigan entschied am Dienstag (Ortszeit) in erster Instanz, dass dem ehemaligen Siliziumlieferanten Hemlock knapp 800 Millionen Dollar für nicht erfüllte Abnahmeverträge plus Zinsen zustünden, wie Solarworld am Mittwoch mitteilte. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Solarworld kündigte Berufung in den USA an.
Das Berufungsverfahren werde voraussichtlich etwa ein Jahr dauern, erklärte Solarworld in einer Mitteilung an die Aktionäre. Für den Fall einer Niederlage auch in zweiter Instanz in den USA rechne Solarworld außerdem nicht damit, dass das Urteil in Deutschland vollstreckbar wäre. Gegen die Lieferverträge bestünden kartellrechtliche Bedenken nach europäischem Recht. Sie würden eine Anerkennung des US-Urteils in Deutschland voraussichtlich verhindern, erklärte der Solarhersteller.
Zahlung wird unwahrscheinlich genannt
Solarworld bestätigte deshalb die bisherige Risikoeinschätzung des Prozesses aus dem aktuellen Geschäftsbericht als "gering". Sollte es aber doch zur Vollstreckung kommen, "hätte dies erhebliche negative Auswirkungen auf die Liquiditätslage der Gesellschaft bis hin zur Bestandsgefährdung", heißt es in demselben Geschäftsbericht.
Das US-Unternehmen beruft sich auf langfristige Lieferverträge, die Solarworld und Hemlock 2005 geschlossen hatten. Solarworld hatte die vertraglich zugesicherte Abnahme von Hemlock-Silizium zu festen Preisen in der weltweiten Solarkrise gestoppt, nachdem der Siliziumpreis dramatisch abgestürzt war. Deshalb hatte Hemlock 2013 Klage in den USA erhoben.
Unternehmen ringt um Überleben
Solarworld beschäftigt weltweit rund 3800 Menschen. Das Bonner Unternehmen, das 2013/14 gerade einen scharfen Schuldenschnitt hinter sich gebracht hat und noch in der Restrukturierung steckt, hatte für den Prozess keine Rückstellungen gebildet. Die Schadenersatzsumme übersteigt die aktuell flüssigen Mittel um ein Vielfaches. Der Börsenkurs fiel am Morgen leicht.
Solarworld hatte in der Vergangenheit mehrfach darauf hingewiesen, dass Unternehmenschef Frank Asbeck sich um eine gütliche Einigung mit Hemlock bemühe.