Solarworld kämpft ums Überleben - Asbeck voller Optimismus
Stand: 05.08.2013
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Bonn - Der Chef des größten deutschen Solarmodulhersteller Solarworld, Frank Asbeck, geht voller Optimismus in den Überlebenskampf seines Unternehmens. Bei der Gläubigerversammlung an diesem Montag werde die nötige Teilnahme- und auch die Zustimmungsquote erreicht, sagte er kurz vor der Sitzung dem WDR. "Ich bin 100 Prozent sicher, dass das klappt." Genauso erwarte er Zustimmung auch für die zweite Gläubigerversammlung am Dienstag und die abschließende außerordentliche Hauptversammlung am Mittwoch.
Das hoch verschuldete Unternehmen plant einen scharfen Schulden- und Kapitalschnitt. Die Investoren müssen auf 55 Prozent ihres Geldes verzichten. Sie erhalten dafür neue Aktien des Unternehmens mit allerdings ungewissen Aussichten. Am Montag waren Inhaber einer 150-Millionen-Euro-Anleihe des Unternehmens eingeladen, am Dienstag folgen Gläubiger einer zweiten Anleihe über 400 Millionen Euro.
Solarworld leidet wie andere deutsche Hersteller der Branche unter der chinesischen Billigkonkurrenz. Das Unternehmen ist mit über 900 Millionen Euro verschuldet. Allein 2012 betrug der Verlust knapp 480 Millionen Euro.
Lehnen allerdings die Gläubiger nur eine Anleihe ab, wäre der Sanierungsplan vorerst gescheitert. Nötig ist eine Zustimmung von mindestens 75 Prozent, dabei müssen mindestens 25 Prozent des Kapitals bei der Sitzung vertreten sein. Die betroffenen Banken hatten dem Rettungsplan bereits zugestimmt.
Damit die Sanierung gelingt, müssten die Investoren aber auf sehr viel Geld verzichten. Erst vor kurzem hatte Solarworld für das erste Halbjahr nach vorläufigen Zahlen wieder massive Umsatzrückgänge und erneut rote Zahlen gemeldet.
Asbeck will auch in seine eigene Tasche greifen und aus seinem eigenen Vermögen für rund 10 Millionen Euro nachkaufen. Zudem will ein Großinvestor aus Katar mit 35 Millionen Euro einsteigen und außerdem ein Darlehen in Höhe von 50 Millionen Euro geben.
Bei zwei früheren Anleihegläubigerversammlungen hatten die Teilnahmequoten mit 18 beziehungsweise 22 Prozent deutlich zu niedrig gelegen. "Bitte nehmen Sie an den Versammlungen teil und Ihre Interessen wahr", appellierte Asbeck zuletzt Mitte Juli in einem Brief an Solarworld-Gläubiger.
Die Zukunft von Solarworld bleibt laut Experten auf alle Fälle schwierig. In Deutschland werden die Vergütungssätze für Photovoltaik-Anlagen wegen des zwar abgeschwächten, aber immer noch starken Zubaus weiter verringert. Vom 1. August bis zum 31. Oktober 2013 sinken sie nach Angaben der Bundesnetzagentur jeweils zum Monatsersten um 1,8 Prozent. Erstmals werde die Vergütung im Oktober 2013 für große Photovoltaik-Dachanlagen von 1 bis 10 Megawatt und für Freiflächenanlagen bis 10 MW unter 10 Cent pro Kilowattstunden fallen.
Die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) sieht die Rettungsversuche allemal für lohnend an. "Das ist immer besser als eine Insolvenz, die für die Aktionäre meist Totalverlust heißt", sagte ein Sprecher.
Solarworld beschäftigt mit Produktionsstandorten in Freiberg/Sachsen und Hillsboro im US-Bundesstaat Oregon sowie der Zentrale in Bonn insgesamt rund 2600 Menschen.
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