Solarbranche wird durch Geräte-Engpass ausgebremst
Stand: 24.06.2010
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Frankfurt - In der Solarbranche gib es dicke Luft: Durch Engpässe bei Wechselrichtern, einem zentralen Element von Solaranlagen, werden Lieferungen an die Kunden verzögert. Und das ausgerechnet jetzt, da sich die Industrie kaum vor Bestellungen retten kann, denn die Kürzung der Fördermittel im Juli steht in Deutschland unmittelbar bevor. Unternehmen wie Solarworld, Conergy und Phoenix Solar müssen länger als zugesagt auf die Geräte warten, mit denen Sonnenenergie von Gleich- in Wechselstrom umgewandelt und so ins Netz eingespeist wird. Umsatzrückgänge befürchten die meisten Solarfirmen aber noch nicht.
Marktführer für die heiß begehrten Wechselrichter ist das Kasseler Unternehmen SMA Solar
Sorgen bereitet der Engpass auch den Käufern von Solaranlagen. Sie müssen ihre Module unbedingt noch in diesem Monat ans Netz bringen, um sich die alten Förderkonditionen zu sichern. Für später installierte Anlagen soll es weniger Einspeisevergütung geben. Daher ist der Zeitdruck enorm. Das Bundesumweltministerium beruhigt aber: Im Gesetz heiße es, die Solaranlage müsse bis zum Stichtag anschlussbereit sein, dazu gehöre aber nicht zwingend der Wechselrichter.
Bereits im Mai hatte SMA auf den Engpass hingewiesen, nun hat sich die Situation verschärft. Sogar fest zugesagte Lieferungen kann das Unternehmen nicht immer erfüllen. Wann es besser wird, ist noch unklar. Bei Fragen verweist SMA auf seine Homepage. "Einschätzungen der Halbleiterindustrie gehen von einer schrittweisen Entspannung der Lage im dritten oder vierten Quartal 2010 aus", heißt es dort. Dennoch gelten die Nordhessen als große Profiteure von der Knappheit. Ihre operative Gewinnmarge, im ersten Quartal bereits bei 27,2 Prozent, dürfte weiter steigen.
In der Branche zieht SMA derweil zunehmend Ärger auf sich. Viele Solarunternehmen fürchten um ihren Ruf, die Kunden zuverlässig zu beliefern. "Schon seit Monaten werden wir vertröstet, und ständig kürzt SMA zugesagte Mengen", schimpft ein Branchenvertreter. Der Markt ist quasi leer gefegt, einzelne Wechselrichter werden im Internet versteigert.
Das Photovoltaikunternehmen IBC Solar aus dem fränkischen Bad Staffelstein geht zum Beispiel davon aus, in diesem Jahr nur 70 Prozent der geplanten und bestellten Menge an Wechselrichtern zu bekommen. "Für unser Geschäft bedeutet das, dass wir unsere Umsätze nicht wie geplant ausbauen können und bestehende Geschäftsverbindungen teilweise gefährdet sind", sagt Vorstandsmitglied Norbert Hahn. Auch Solarworld hält die Lage auf dem Wechselrichter-Markt für "höchst bedauerlich". Das Unternehmen hofft, dass sich die Situation im zweiten Halbjahr normalisiert. "Für die Zukunft hoffen wir, dass die Hersteller ihre Liefersituation besser in den Griff bekommen", sagt ein Sprecher.
Die traumhafte Situation für SMA, alle Wechselrichter aus der Hand gerissen zu bekommen, könnte früher zu Ende sein als dem Unternehmen lieb ist. Denn Engpässe sind in der von Subventionen geprägten Solarbranche nichts Neues. Lange war Silizium knapp, später Zellen und Module. Stets rief die Aussicht auf hohe Renditen neue Spieler vor allem in Asien auf den Plan. Mit immensem Kapitaleinsatz fuhren sie eigene Produktionen hoch. Die Folge war ein Überangebot und damit einbrechende Preise.
Das könnte nun auch SMA drohen. Denn längst haben Unternehmen vor allem in Taiwan begonnen, in Wechselrichter zu investieren. Noch fehlt ihnen allerdings das Know-how. Den Experten vom Großhändler Phoenix Solar