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So steht es um die Atomkraft in Europa

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP

Brüssel - Heute jährt sich die Nuklearkatastrophe von Fukushima zum vieren Mal. Grund genug, einen Blick auf die Situation der Atomkraft in den europäischen Ländern zu werfen.

Die Aussteiger: Deutschland und Belgien

Deutschland: In sieben Jahren, bis Ende 2022 sollen in Deutschland alle Atomkraftwerke stillgelegt werden. Den Beschluss fasste die schwarz-gelbe Bundesregierung 2011 unter dem Eindruck der Katastrophe von Fukushima. Grundsätzlich hatte aber schon die rot-grüne Koalition unter Gerhard Schröder den Ausstieg eingeleitet. Nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz sind zur Zeit noch neun Reaktoren an acht Standorten in Betrieb: Vier Reaktoren in Bayern, zwei in Baden-Württemberg, zwei in Niedersachsen und einer in Schleswig-Holstein. Acht Reaktoren sind endgültig abgeschaltet und 16 weitere bereits in Stilllegung.

Belgien: Unser Nachbar ist neben Deutschland laut einer Übersicht der EU-Kommission der einzige EU-Staat, der aktuell Atomkraft nutzt, aber einen Atomausstieg beschlossen hat. Der letzte Reaktor soll Anfang Oktober 2025 endgültig vom Netz gehen, wie die belgische Atomaufsicht AFCN erläutert. Belgien hat an den Standorten Doel und Tihange sieben Atomreaktoren. Zuletzt sorgten Risse in Reaktorbehältern an beiden Standorten für Bedenken - beide betroffenen Reaktoren sind derzeit abgeschaltet. Ein weiterer Reaktor hat seine Laufzeitgrenze schon erreicht, sodass zur Zeit noch vier am Netz sind.

Keine Neubauten: Niederlande und Spanien

Die Niederlande haben nahe der Nordseeküste in Borssele einen einzigen Reaktor in Betrieb. Zwar gab es in den vergangenen Jahren Pläne für Neubauten - laut EU-Kommission haben die Niederlande aber inzwischen erklärt, keine neuen Atomkraftwerke zu wollen. Keine Neubauten will laut EU-Kommission auch Spanien. Dort waren nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Ende 2013 immerhin sieben Reaktoren in Betrieb.

Neubauten: Großbritannien und Finnland

Großbritannien hat die Atomkraft zum Herzstück einer neuen Energiestrategie gemacht. Dafür sollen auch Subventionen, also Steuergelder, fließen. Hinkley Point im Südwesten Englands ist derzeit vielleicht die umstrittenste Baustelle für ein Energieprojekt in Europa. Unter Führung des französischen Konzerns EDF sollen zwei weitere Reaktoren entstehen. Das Investitionsvolumen beträgt nach EDF-Angaben umgerechnet rund 22 Milliarden Euro.

Finnland deckt nach IAEA-Angaben bereits ein Drittel seines Strombedarfs mit Kernkraft. Ende 2013 waren danach vier Reaktoren in dem skandinavischen Land in Betrieb. Eine weitere Anlage, ein europäischer Druckwasserreaktor (EPR) der dritten Generation, ist in Olkiluoto im Bau. Eigentlich sollte der ursprünglich zusammen mit dem Münchner Siemens-Konzern entwickelte EPR schon vor über fünf Jahren fertig sein.

Mögliche Einsteiger: Polen und Litauen

Zwei EU-Länder erwägen nach Angaben der EU-Kommission derzeit Programme zum Einstieg oder Wiedereinstieg in die Atomkraft. Beide liegen im Osten und haben ihre eigenen Energieprobleme: Während Litauen beim Gasimport extrem von Russland abhängig ist, setzt Polen noch stark auf Kohlekraft und sorgt so für Rekordausstöße beim klimaschädlichen CO2.

Spitzennutzer Frankreich

58 Reaktoren sind in Frankreich in Betrieb und ein Ende der Atomkraft ist nicht in Sicht. Obwohl der Atomkonzern Areva, der auch den EPR-Bau in Finnland verantwortet, finanziell am Abgrund steht: Präsident François Hollande stellte erst vergangene Woche klar, dass "alles" getan werde, um der französischen Atombranche "eine Zukunft" zu geben. Paris misst der Kernkraft nach wie vor strategische Bedeutung bei.

Europäische Union

Die EU als Gemeinschaft hat sich weder für noch gegen die Atomkraft positioniert. Denn der Energiemix, also die Entscheidung über die Nutzung der verschiedenen Energiequellen, liegt im Ermessen der Mitgliedstaaten. Nach einer Übersicht der EU-Kommission nutzen derzeit 14 der 28 EU-Staaten die Atomkraft.