Siemens Preis für Pionierarbeit: weniger Gewinn wegen Windparks
Stand: 25.04.2012
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München - Der Technologiekonzern Siemens kämpft mit Problemen bei der Anbindung von Windparks in der Nordsee. Das wirkt sich auf die gesamten Unternehmensziele aus. Die Gewinnprognose für 2012 wurde deutlich gesenkt.
Statt 6,0 Milliarden Euro erwartet Europas größter Elektrokonzern nur noch 5,2 bis 5,4 Milliarden Euro Gewinn. Die Probleme bei der Anbindung von Nordsee-Windparks ans deutsche Stromnetz sowie die Sanierung der Telefonnetz-Tochter Nokia Siemens Networks (NSN) ließen den Gewinn aus den sogenannten fortgeführten Aktivitäten im zweiten Geschäftsquartal 2011/2012 trotz höherer Umsätze um zwei Drittel auf nur noch 1,1 Milliarden Euro einbrechen. Auch der Auftragseingang sank.
Vorstandschef Peter Löscher sagte am Mittwoch in München: "Das zweite Quartal war wie erwartet nicht einfach." Der Umsatz legte zwar in allen Regionen und Sektoren kräftig zu, hier schaffte Siemens ein Plus von neun Prozent auf 19,3 Milliarden Euro. Aber "das Quartalsergebnis lag wegen erneuter Belastungen bei der Energieübertragungsprojekten in Deutschland unter unseren Erwartungen", sagte Löscher.
Windparks belasten Ergebnis
Die Plattformen für die Windparks vor Helgoland und Borkum belasteten das Ergebnis im zweiten Quartal mit 278 Millionen Euro, nach 203 Millionen im ersten Quartal. Siemens sieht die teuren Probleme bei der Anbindung der Nordsee-Windparks jedoch als typisch für Pionierprojekte. "Projektkorrekturen einer solchen Größenordnung sind schmerzlich", so Löscher. Sie seien aber üblich bei Vorstößen in Neuland. Trotzdem hinken die Projekte dem Zeitplan weit hinterher. Wegen der Misere hat Siemens kürzlich den zuständigen Manager abgelöst.
Die Windkraftplattformen seien fünfmal weiter vom Festland entfernt, doppelt so leistungsfähig und fünfmal so schwer wie die bisher vor den Küsten von Großbritannien errichteten Plattformen, betonte Löscher. Witterungsbedingungen und komplexe Genehmigungsprozesse erschwerten die Projekte zusätzlich. "So muss jede einzelne Schweißnaht einer Übertragungs-Plattform ausführlich dokumentiert und geprüft werden", klagte Löscher. Auch die Behörden stießen dabei in neue Bereiche vor. "Es ist zum Beispiel immer noch nicht abschließend geklärt, ob bei Plattformen dieser Größe Regularien für Schiffe oder Ölplattformen anzuwenden sind." Siemens habe aber mittlerweile ein klares Bild von der Situation und sei dabei die Probleme zu lösen.