Siemens-Chef: "Energiewende wird ein Innovationsmotor"
Stand: 07.02.2012
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Stuttgart - Trotz Kritik an der Umsetzung und bürokratischen Hürden sieht Siemens-Chef Peter Löscher die Energiewende als große Chance für die Industrie. Neben anderen Technologieunternehmen werde vor allem Siemens am Ende der große Gewinner sein.
Siemens-Chef Peter Löscher sieht in der Energiewende eine große Chance für die Entwicklung der deutschen Industrie. Der Ausstieg aus der Atomenergie und der Umbau der Stromversorgung seien zwar eine enorme Herausforderung. Aber: "Die deutsche Energiewende wird ein Innovationsmotor", sagte Löscher der Nachrichtenagentur dpa am Rande einer Siemens-Tagung in Stuttgart.
Und vor allem sein Unternehmen werde davon profitieren. "Siemens wird einer der ganz großen Gewinner der Energiewende sein." Zuletzt hatte der Konzern allerdings ausgerechnet bei den erneuerbaren Energien einen Dämpfer verkraften müssen, im ersten Quartal des Geschäftsjahres teilten sich Solar- und Windenergie einen Verlust von 48 Millionen Euro. "Wir erwarten in den nächsten Quartalen eine deutliche Verbesserung", sagte Löscher. Siemens habe eine herausragende Stellung etwa im Offshore-Windgeschäft.
Deutschland ist gut gerüstet
Der Ausbau erneuerbarer Energien, aber auch die Herausforderung, Strom effizienter zu nutzen und einzusparen, werde die Industrie insgesamt verändern. Deutschland sei dafür gut gerüstet. "Die industrielle Stärke von Deutschland ist um ein vielfaches höher als sonst irgendwo in Europa." Dennoch gebe es viele Aufgaben zu meistern. "Es gibt einfach noch viel zu tun." Vor allem von der Politik hatte sich Löscher jüngst mehr Führung gewünscht und lange Genehmigungsverfahren etwa für Windräder kritisiert.
Doch nicht nur bei Sonne oder Wind sieht Löscher Potenzial. In vielen Ländern sei nach wie vor Kohle als Energieträger gefragt. "Wir haben auch Technologien, um den Wirkungsgrad von Kohlekraftwerken weiter zu verbessern." Auch in Deutschland werde es für den Übergang neue Kraftwerke für fossile Energieträger geben müssen, um den Umstieg bewältigen zu können. "Da ist ein hocheffizientes Gaskraftwerk eine flexible Lösung, die Teil des Mixes sein wird."
Problem Fachkräftemangel
Auch andere Probleme müssten gelöst werden. So leide Siemens bereits jetzt unter Fachkräftemangel. "Wir finden die Spezialisten einfach nicht", sagte Deutschland-Chef Rudolf Martin Siegers. "Wir haben in Deutschland 3400 offene Stellen." Und mit diesem Problem sei Siemens nicht alleine. Insgesamt fehlten in Deutschland rund 100 000 Ingenieure, sagte Löscher.
"Wir müssen mehr junge Menschen für die Ingenieurwissenschaften begeistern", sagte Löscher. Das gelte gerade für jungen Frauen. "Wir reden viel über Quoten. Aber das größte Thema, das wir haben, ist, dass wir viel zu wenige Frauen in technischen Berufen haben." An der Technischen Universität in München gebe es in manchen technischen Fächern einen Frauenanteil im einstelligen Prozentbereich. Das zeige, wie drängend das Problem sei.