Sanierung von Solarworld auf der Zielgeraden
Stand: 24.05.2013
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Bonn - Beim finanziell angeschlagenen Photovoltaikunternehmen Solarworld gehen die Rettungsbemühungen auf die Zielgerade. Mit Gläubigern, die für ein Sanierungskonzept gewonnen werden sollen, zeichnen sich aber zähe und noch längere Gespräche ab. Es sei geplant, die notwendigen Beschlüsse mit den Aktionären und Gläubigern im August fassen zu lassen, teilte Solarworld am Mittwoch in Bonn mit.
"In den nächsten drei Monaten wollen wir alle Gespräche mit Gläubigern und Kapitalgebern konstruktiv zu Ende führen und damit eine gute Zukunft der Solarworld gestalten", erklärte Vorstandschef Frank Asbeck. Eine erste Versammlung von Anleihegläubigern in Bonn blieb ohne greifbares Ergebnis: Es waren so wenige Gläubiger erschienen, dass keine Beschlussfähigkeit zustande kam.
Somit konnte auch noch kein gemeinsamer Vertreter für die Gläubigerseite benannt werden, der die Interessen bündeln soll. Statt dem erforderlichen 50-Prozent-Quorum der Anleihegläubiger erschienen "weniger als fünf Prozent", wie ein Unternehmenssprecher bestätigte. Ein ähnliches Bild wird für diesen Donnerstag erwartet, wo eine weitere Versammlung von Gläubigern einer zweiten Anleihe ansteht. Deshalb wird es laut Solarworld "spätestens Anfang Juli" einen Folgetermin ohne Mindestquorum geben. Erst dann wird es inhaltlich zur Sache gehen, um Beschlüsse über eine Änderung der Anleihen herbeizuführen. Eine Einigung mit den Gläubigern soll den Schuldenberg verringern.
Hinter verschlossenen Türen präsentierte Asbeck in Bonn seine Sanierungspläne. Das sei aber "nicht vollständig" ausgeführt worden und kaum mehr gewesen, als ohnehin aus den Medien hätte entnommen werden können, sagte Anwältin Julia List, deren Kanzlei Nieding + Barth zahlreiche Anleihegläubiger vertritt, der Nachrichtenagentur dpa. "Wir sind unzufrieden." Die Anleihegläubiger wären - ebenso wie die Schuldscheingläubiger - von einem drastischen Schuldenschnitt betroffen, mit dem Asbeck das Steuer herumreißen will. Das einstige Vorzeigeunternehmen der Solarbranche hat Schulden von etwa einer Milliarde Euro angehäuft.
Mit wichtigen Schuldscheingläubigern sei eine vorläufige Einigung über einen Schuldenschnitt erzielt worden, hatte das Unternehmen Ende April mitgeteilt. Dadurch sollen die langfristigen Verbindlichkeiten um etwa 60 Prozent verringert werden. Im Gegenzug sollen die Gläubiger neue Aktien erhalten und zu Mehrheitseigentümern werden. Für den 11. Juli hat Solarworld die Alt-Aktionäre zu einer bereits angekündigten außerordentlichen Hauptversammlung eingeladen. Sie wären bei einer kräftigen Kapitalherabsetzung ebenso wie Gläubiger Leidtragende. Auch Asbecks Aktienanteil würde von derzeit 28 auf 1,4 Prozent sinken.
Das Unternehmen verfügt inzwischen über kein Eigenkapital mehr und erwirtschaftete 2012 Verluste. Wie anderen Firmen der Branche macht Solarworld die Konkurrenz aus China zu schaffen. In einem Schreiben an die Anleihegläubiger nannte Asbeck massive Überkapazitäten, Dumping und illegale Subventionen in der chinesischen Solarindustrie als Ursachen der Branchenkrise. EU-Strafzölle gegen chinesische Importe würden der Solarindustrie "ein gewaltiges Stück helfen".
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