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Sanierung französischer Atomanlagen kostet Milliarden

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd

Paris - Der 375 Seiten starke Bericht verheißt nicht viel Gutes: Der Stresstest für die 59 französischen Atomkraftwerke offenbart viele Mängel, die dem Nachbarland teuer zu stehen kommen könnten.

Denn offenbar wurde erst nach der Katastrophe von Fukushima überprüft, was Bürger als selbstverständlich angenommen hatten: Die Sicherheit der Atomkraftwerke bei Naturkatastrophen wie Erdbeben und Überschwemmungen. Offenbar sind die nuklearen Anlagen bislang nicht dafür gerüstet: Die ASN hat dem Energiekonzern EDF aufgetragen, zusätzliche Motoren zur Kühlung der Brennstäbe für den Fall eines Zusammenbruchs der Kreisläufe bereit zustellen. Außerdem soll jedes Atomkraftwerk über eine mobile Einsatztruppe verfügen, die bei möglichen Unfällen agieren könne.

Auch dieser Bericht der staatlichen Behörde ASN hat gezeigt, wie eng die Atomindustrie an die französische Regierung gebunden ist. Frankreich bezieht noch immer rund 75 Prozent seines Strom aus seinen Atomkraftwerken, die vom Energiekonzern EDF betrieben werden. Und auch nach der Liberalisierung des europäischen Strommarktes gehört EDF zu knapp 85 Prozent dem französischen Staat.

Weil sich Präsident Nicolas Sarkozy im aktuellen Wahlkampf hinter die landeseigene Atomindustrie gestellt hat und sie für unverzichtbar erklärte, konnte sich die ASN kaum erlauben, einige Anlagen für zu unsicher für den Weiterbetrieb zu erklären. Tatsächlich fußten die Schlussfolgerungen auf Angaben, die der Betreiber EDF der ASN übermittelte - unabhängige Experten wurden für die Stress-Tests nicht in die Atomkraftwerke entsandt.

Einige Maßnahmen können Jahre dauern

Nun hat die ASN den großen politischen Druck hinter der Entscheidung an die Stromkonzerne weitergegeben: Die vielen dutzend Milliarden, die nun in die Anlagen investiert werden müssten, könnten langfristig aber trotzdem zur Schließung einiger Meiler führen. Zum Beispiel im grenznahen Fessenheim. Schon nach seiner routinemäßigen Inspektion 2010 musste EDF 200 Millionen Euro investieren, um die Dampf-Generatoren auszutauschen. Nun kommen noch weitaus höhere Kosten auf Fessenheim zu, weil die Betonplatte im Reaktor viel zu dünn sei, um einem Erdbeben stand zu halten. Ob dies technisch überhaupt bei laufendem Betrieb machbar ist, bleibt unklar.

Atomkraftgegner kritisieren deshalb den uneindeutigen Bericht der ASN. "Dieser Rapport ist wissenschaftlich unbrauchbar. Er enthält ebenso viele Argumente für den Weiterbetrieb wie Argumente dagegen", sagt Jean-Marie Brom, Nuklearphysiker und Sprecher der französischen Organisation "sortir du nucléaire" ("Atomausstieg"). Wenn diese großen Mängel bestünden, könne Frankreich nur beten, dass bis zur Sanierung der Anlagen kein Unglück geschehe.

Tatsächlich gibt die ASN den Betreibern eine lange Zeit, um die sicherheitsrelevanten Lücken zu schließen. Bis zur Mitte des Jahres sollen sie einen Plan vorlegen, wie und bis wann die Maßnahmen realisiert werden können. Einige davon aber, so gab es die ASN in ihrem Bericht selbst an, können Jahre dauern. Die zusätzliche Bereitstellung von Diesel-Generatoren für den Kühlkreislauf zum Beispiel solle voraussichtlich 2018 fertiggestellt sein.

Nur eine Veränderung in der gesamten Energiepolitik des Landes kann die Sanierung der französischen Anlagen noch beschleunigen: Die Sozialisten und ihre Wahl-Partner, die Grünen, haben angekündigt schrittweise aus der Atomenergie auszusteigen. Sollten sie bei den Wahlen im April diesen Jahres gewinnen, stünde den Kernkraftwerken im Nachbarland ein neuer Stress-Test bevor.