RWE will an Braunkohletagebau festhalten
Stand: 08.10.2013
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Essen - Der Energiekonzern RWE will trotz Energiewende und sinkender Gewinne weiter Braunkohle abbauen. "RWE hält an seinen bisherigen Planungen zur Fortführung des Tagebaus Garzweiler II unverändert fest", sagte Vorstandschef Peter Terium in einer Mitteilung am Dienstag. Er reagierte damit auf einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung", wonach der Konzern ein vorzeitiges Ende des umstrittenen Braunkohletagebauprojekts in Nordrhein-Westfalen prüfe.
Allerdings machte das Unternehmen in der Mitteilung erneut klar, dass es von der Politik Reformen erwartet. Das Unternehmen setze darauf, "dass sich der regulatorische Rahmen auf den Energiemärkten schon aus Gründen der Versorgungssicherheit so verändern wird, dass auch die konventionelle Stromerzeugung eine Perspektive hat". Dann stünden Ausstiegsplanungen oder Entscheidungen über ein vorzeitiges Ende eines Tagebaus auch nicht an. An der Braunkohle hängen in Nordrhein-Westfalen rund 35.000 Jobs, wie die "SZ" unter Berufung auf Experten schreibt.
RWE verwies darauf, dass sich die wirtschaftliche Situation der Stromerzeugung aus Braunkohle "durch ein verändertes Marktumfeld und deutlich gesunkene Strompreise an den Großhandelsmärkten erheblich verschlechtert" habe. Deshalb habe die Produktionssparte RWE Generation ein hartes Kostensenkungsprogramm aufgelegt. Medienberichten zufolge sollen dabei bis zu 3.500 Stellen wegfallen. Die Details will RWE im November vorlegen. Am Dienstag stand die Aktie des Konzerns unter Druck. Sie verlor bis zum Mittag rund 0,7 Prozent an Wert und war damit einer der schwächsten im Dax.
Braunkohle als heimischer Energieträger sei ein wichtiger Teil des Erzeugungsportfolios von RWE, erklärte der Konzern. Moderne Braunkohlenkraftwerke seien ebenso flexibel wie Gasanlagen und könnten damit in Zeiten der Energiewende eine wichtige Rolle als Partner der erneuerbaren Energien spielen. "Der Tagebau Garzweiler II mit einem genehmigten Kohlevorrat von rund einer Milliarde Tonnen Braunkohle insgesamt und einem jährlichen Fördervolumen von 35 bis 40 Millionen Tonnen ist daher fester Bestandteil der Zukunftsplanung des Unternehmens", sagte der Chef der Erzeugungssparte Matthias Hartung.
Die "SZ" hatte zuvor unter Berufung auf firmeninterne Szenarien berichtet, dass das Bergwerk auch wegen wachsender Kritik an den Umweltfolgen und der sinkenden Rentabilität bereits bis zum Jahr 2018 geschlossen werden könnte. Demnach könnte Europas größter Tagebau noch so lange betrieben werden, bis die Kohle in den Regionen gefördert ist, aus denen die Anwohner bereits weichen mussten. "Dies wäre 2017 oder spätestens 2018 der Fall", hieß es in dem Bericht. Danach könnten der Abriss weiterer Orte und neue Investitionen in den Ausbau des Reviers gestoppt werden. Die Zeitung hatte RWE zitiert, dass es keine "konkreten Planungen" gebe, "in 2017/2018 aus dem Tagebau Garzweiler auszusteigen".
Garzweiler gilt als Symbol für den Tagebau im Rheinland, der in Teilen der Bevölkerung wegen seiner Folgen für Landschaft und Umwelt etwa mit Zwangsumsiedlungen der Bevölkerung heftig abgelehnt wird.
2012 hatte RWE nach eigenen Angaben mit der Braunkohle noch Gewinne im dreistelligen Millionenbereich erzielt, wie RWE-Vize Rolf Martin Schmitz im Frühjahr dieses Jahres gesagt hatte. Die Einnahmen aus der Braunkohle galten zuletzt auch wegen der eingebrochenen Preise für Luftverschmutzungsrechte als Wettbewerbsvorteil der Essener auch im Vergleich mit dem Konkurrenten E.ON, der mehr umweltfreundliche aber derzeit nicht gewinnbringende Gaskraftwerke im Portfolio hat.
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