RWE verteidigt gestiegene Strompreise - Gewinnsteigerung
Stand: 11.08.2005
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Essen (dpa) - Deutschlands grösster Stromerzeuger RWE hat die gestiegenen Strompreise verteidigt. "Deutschland ist keine Insel. Steigende Strompreise sind ein europaweiter Trend, dem sich derzeit kein Strommarkt entziehen kann", sagte Vorstandschef Harry Roels am Donnerstag bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz in Essen. Hauptgründe seien gestiegene Brennstoffkosten sowie höhere Ausgaben für CO2-Ausstossrechte. Wie den anderen drei grossen Energiekonzernen in Deutschland - E.ON, Vattenfall Europe und EnBW - bescherte das Geschäft mit Strom, Gas und Wasser auch RWE im ersten Halbjahr 2005 satte Gewinne. Der Überschuss stieg um fünf Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Roels machte sich erneut für eine Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken stark.
Der RWE-Chef wies auf politisch gewollte preistreibende Faktoren hin wie etwa Ökosteuer und die Förderung von erneuerbaren Energien. Verbraucherschützer kritisierten am Donnerstag erneut eine Monopolstellung der Stromkonzerne.
Das betriebliche Ergebnis bei RWE stieg gegenüber dem Vorjahreswert um 5,3 Prozent auf 3,46 Milliarden Euro. Bereinigt um Verkäufe und Wechselkurseffekte legte es um 11 Prozent zu. Wegen Beteiligungsverkäufen (Heidelberger Druckmaschinen, RWE Umwelt) sank der Umsatz um 1,8 Prozent auf 20,73 Milliarden Euro. In Deutschland beliefert RWE rund 7,2 Millionen Haushalte und 400 000 Unternehmen mit Strom, Gas oder Wasser.
Der Bund der Energieverbraucher kritisierte erneut die hohen Gewinne der Stromkonzerne. "Das ist kein redlich verdientes Geld", erklärte der Vorsitzende Aribert Peters. Die Konzerne hätten es den Kunden unter Missbrauch ihrer Monopolstellung abgenommen.
RWE bestätigte seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr. Beim betrieblichen Ergebnis und beim Nettogewinn wird weiterhin ein Wachstum im einstelligen Prozentbereich erwartet. Beim Umsatz wird durch die Verkäufe mit einem leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert von 42,1 Milliarden Euro gerechnet. RWE beschäftigte Ende Juni weltweit knapp 87 000 Menschen. Bereinigt um die nicht mehr bilanzierten Unternehmen stieg die Beschäftigtenzahl gegenüber dem Jahresende 2004 um knapp 1 Prozent an.
Ein Betrieb der Atomkraftwerke über die vereinbarten Restlaufzeiten hinaus sei betriebswirtschaftlich vorteilhaft und energiewirtschaftlich sinnvoll, sagte Roels. Ein Weiterbetrieb der Kernkraftwerke würde ausserdem erheblich zur Erfüllung der Klimaschutzverpflichtungen beitragen sowie positive Standorteffekte mit sich bringen. "Und er ist sicherheitstechnisch uneingeschränkt verantwortbar", meinte Roels. RWE betreibt zwei Kernkraftwerke und ist an einem weiteren beteiligt. Die Frage nach dem Neubau von Kernkraftwerken in Deutschland "stellt sich zur Zeit nicht".
Vor dem Veranstaltungsgebäude, der Essener Philharmonie, demonstrierten rund 15 Greenpeace-Aktivisten gegen das geplante RWE- Braunkohle-Kraftwerk in Neurath bei Neuss. Die Umweltschutzorganisation forderte den Essener Energieriesen auf, in erneuerbare Energien, Energieeffizienz und klimafreundlichere Gas- und Dampfkraftwerke statt in Braunkohle zu investieren.