RWE und E.ON wollen Temelin-Betreiber CEZ übernehmen
Stand: 24.01.2002
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Prag/Essen (ts/dpa) - Die deutschen Energiekonzerne RWE und E.ON bewerben sich Prager Presseberichten zufolge um den tschechischen Stromerzeuger CEZ, Betreiber des umstrittenen Atomkraftwerks Temelin. Die tschechische Regierung verhandele derzeit mit RWE, der französischen EDF sowie einem Zusammenschluss von E.ON und der britischen Firma International Power, berichtete die tschechische Nachrichtenagentur CTK am Mittwoch. Das Finanzministerium in Prag wollte die Angaben weder bestätigen noch dementieren. Ein RWE- Sprecher erklärte auf Anfrage, zu "Marktgerüchten" gebe der Konzern keinen Kommentar ab.
Tschechien bietet 67 Prozent am Staatsunternehmen CEZ sowie sechs Vertriebsgesellschaften zum Verkauf an und erwartet einen Erlös von 5,7 Milliarden Euro (11,1 Mrd DM) sowie das Erfüllen mehrerer Auflagen. In den vergangenen vier Wochen waren bereits zwei Privatisierungsrunden an niedrigen Geboten gescheitert. Dabei hatte jedoch die Dortmunder RWE-Tochter RWE Gas AG nahezu die gesamte tschechische Gasversorgung für 133 Milliarden Kronen (4,12 Mrd Euro) erworben. Hier muss noch die Prager Wettbewerbsbehörde zustimmen.
Wegen des Erwerbs der Gasversorgung sei ein Erfolg von RWE beim Rennen um CEZ unwahrscheinlich, zitierte CTK am Mittwoch eine «gut informierte Quelle». Ein solches Energiemonopol würde die tschechische Regierung kaum zulassen, hieß es bei CTK. E.ON war im Juli 2001 nach Boykott-Drohungen bayerischer Temelin-Kritiker aus dem Liefervertrag mit CEZ ausgestiegen. Das Unternehmen bezog jährlich rund drei Milliarden Kilowattstunden Strom von CEZ, was rund 1,25 Prozent des Gesamtabsatzes der E.ON entsprach.