RWE trennt sich vom Großteil seiner Stromnetzsparte
Stand: 14.07.2011
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Essen/Düsseldorf - Der Energiekonzern RWE
Der RWE-Aufsichtsrat und die zuständigen Kartellbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen, im dritten Quartal soll das Geschäft abgeschlossen sein. Basis für den Verkaufspreis ist ein Unternehmenswert von rund 1,3 Milliarden Euro. Der Verkauf soll dem Konzern bei der Finanzierung der Wende hin zu einem "grüneren"
Unternehmen helfen.
Der Schritt war bereits seit einiger Zeit erwartet worden. RWE ist nach E.ON und Vattenfall der dritte Versorger, der die Hoheit an seinem Netzgeschäft abgibt. EnBW als Vierter im Bunde denkt über Partner für das Netz nach.
Umbau zu einem "grüneren" Unternehmen
Amprion betreibt nach eigenen Angaben mit rund 11.000 Kilometer Leitungen zwischen Niedersachsen und der Grenze zur Schweiz und zu Österreich das längste Höchstspannungsnetz in Deutschland.
Die Essener brauchen den Erlös aus dem Verkauf von Unternehmensteilen unter anderem für den Umbau hin zu einem "grüneren" Unternehmen. Die Netztochter investiert jährlich etwa 100 Millionen Euro in die Erhaltung der Netze. Der Wegfall dieser Belastungen schafft ebenfalls Freiraum mit Blick auf die stark angespannte Bilanz des Energiekonzerns, dem durch den Atomausstieg nach eigenen Angaben mehrere Milliarden Euro fehlen. Auch der CO2-Ausstoß kostet des Unternehmen Geld.
RWE muss Ersatz schaffen für die schwindenden Gewinne aus der Kernkraft. Bis 2013 investieren die Essener 3,9 Milliarden Euro in erneuerbare Energien, ein großer Teil davon geht in Windenergie vor der Küste (Offshore). Um nach dem Ausstieg des letzten von RWE betriebenen Atommeilers Emsland im Jahr 2022 einen wirklichen Ausgleich für die wegfallenden Kapazitäten zu haben, müssten die Investitionen in die Erneuerbaren aber deutlich erhöht werden. Das kann laut RWE aber erst nach und nach geschehen.
Amprion ist nur ein Baustein
Amprion ist nur ein Baustein in den Bemühungen des Konzerns, sich finanziell neue Freiräume zu erschließen. Mit dem Aufsichtsrat will das Management Anfang August die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung durchspielen, wie Großmann in der vergangenen Woche vor Aktionären sagte. Auch die Ausweitung des Verkaufsprogramms steht auf der Agenda. Medienberichten zufolge wird auch die Veräußerung der britischen Tochter NPower geprüft.
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