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RWE rechnet mit drastischem Gewinneinbruch - Verkäufe geplant

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa-AFX

Essen - Deutschlands zweitgrößter Energieversorger RWE hat 2010 ein Rekordergebnis eingefahren, rechnet aber in den kommenden Jahren angesichts der politischen Veränderungen auf dem Energiemarkt und eines sich verschärfenden Wettbewerbs mit einem drastischen Einbruch seines Gewinns. Im Jahr 2013, wenn das Unternehmen CO2-Verschmutzungszertifikate erstmals komplett ersteigern muss, soll der bereinigte Überschuss bei etwa 2 Milliarden Euro liegen. Das teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Das wäre nur noch gut die Hälfte des Ergebnisses vom vergangenen Jahr, als der Konzern dank eines steigenden Energieabsatzes noch ein Plus von 6 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro einfahren konnte.

RWE will nun mit dem Verkauf von Unternehmensteilen gegensteuern und so bis 2013 bis zu acht Milliarden Euro einnehmen. Zudem werden die Investitionen gekürzt und das Sparprogramm verschärft. Eine komplette Änderung der Strategie soll es aber nicht geben. Auch andere Versorger wie etwa E.ON und Vattenfall trennen sich derzeit von Aktivitäten und stellen sich so neu auf.

Atomsteuer und sinkende Margen

Gründe für den erwarteten Ergebnisrückgang sind die Einführung einer Steuer auf Brennelemente für Atomkraftwerke in Deutschland, sinkende Margen bei der Stromerzeugung und ein steigender Wettbewerb auf dem Gasmarkt. Allein die Atomsteuer werde das Ergebnis von RWE von diesem Jahr an mit durchschnittlich 600 bis 700 Millionen Euro belasten, hieß es weiter.

Bereits für 2011 rechnet das Unternehmen mit einem Rückgang des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 15 Prozent. Im abgelaufenen Jahr konnte RWE das EBITDA noch um 11,9 Prozent auf 10,26 Milliarden Euro steigern. Beim betrieblichen Ergebnis, in dem Abschreibungen enthalten sind und das 2010 noch um 8 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro gestiegen war, erwarten die Essener 2011 einen Rückgang um 20 Prozent. Das für die Dividendenberechnung maßgebliche sogenannte nachhaltige Nettoergebnis soll um 30 Prozent zurückgehen.

Trennung von Unternehmensteilen

Für 2013, wenn das Unternehmen die CO2-Zertifikate nicht mehr kostenfrei zugeteilt bekommt, rechnet RWE mit einem EBITDA von 8 Milliarden Euro, das betriebliche Ergebnis werde bei 5 Milliarden Euro liegen und das bereinigte Nettoergebnis bei 2 Milliarden Euro. Für 2012 gibt es keine Prognose. Am Aktienmarkt löste besonders der mittelfristige Ausblick Enttäuschung aus. Dieser sei deutlich schwächer als bislang von Analysten befürchtet, sagten Händler. Zur Handelseröffnung verlor die Aktie über 5 Prozent auf 49,40 Euro.

Angesichts der erwarteten Rückgänge streicht RWE seine Investitionen zusammen. Statt wie ursprünglich geplant 21 Milliarden sollen bis 2013 nur noch 18 Milliarden Euro investiert werden. Der Ausbau der erneuerbaren Energien sowie die Öl- und Gasförderung blieben "oben auf der Agenda" und seien nicht so sehr von den Kürzungen betroffen.

Kosteneinsparprogramm aufgestockt

Außerdem stockt RWE sein Kosteneinsparprogramm um 200 Millionen auf. Bis 2012 will der Konzern somit im Vergleich zu 2006 Einsparungen im Volumen von 1,4 Milliarden Euro erzielen. Inwiefern sich die Einsparbestrebungen auch auf die künftigen Dividendenzahlungen auswirken, blieb zunächst offen. Für 2010 kündigte RWE eine Ausschüttung von 3,50 Euro je Aktie auf dem Niveau des Vorjahres an. Ob bei den zum Verkauf stehenden Bereichen auch die Mehrheit am Höchstspannungsnetz Amprion kurz vor der Veräußerung steht, blieb zunächst offen. Hier prüft RWE nach bisherigen Aussagen eine Beteiligung institutioneller Investoren als Partner für das Netz.

Im abgelaufenen Jahr konnte das Unternehmen dank Zuwächsen beim Strom- und Gasabsatz noch deutlich wachsen. Der Umsatz legte um 12 Prozent auf 53,3 Milliarden Euro zu. Die erstmals vollständige Konsolidierung des übernommenen niederländischen Versorgers Essent und der stärkere Einsatz des Atomkraftwerks Biblis trugen zum Ergebnis bei, das Handelsergebnis entwickelte sich dagegen schlechter.