RWE: Kommunale Anteilseigner denken über Absprung nach
Stand: 04.05.2016
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Essen - Der angeschlagene Energieriese RWE will sich in zwei Konzerne aufspalten. Die beteiligten Städte des Ruhrgebiets wollen daher ihre Anteile prüfen. "Unser Ziel ist, in Sachen RWE-Aktien handlungsfähig zu werden", sagte Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Montag).
"Bis Ende Juni streben wir daher eine Ratsentscheidung an, die uns auch die Option des Ausstiegs ermöglicht." Eine Entscheidung solle dann bis Ende September fallen.
Ein Viertel der Aktien ist in kommunaler Hand
Bochum hält 6,6 Millionen RWE-Aktien, das sind 1,1 Prozent der gesamten Stammaktien des Konzerns. Insgesamt halten Kommunen vor allem aus Nordrhein-Westfalen rund ein Viertel der Anteile an RWE.
Bei einem Verkauf müssten sie zum jetzigen Zeitpunkt große Verluste hinnehmen. RWE-Aktien haben seit ihrem Höchststand Anfang 2008 mehr als 85 Prozent an Wert verloren. Städte wie Düsseldorf und Gelsenkirchen hatten schon vor Jahren zu besseren Kursen ihre RWE-Anteile verkauft und damit Schulden abgebaut.
Möglichkeiten werden geprüft
"Bezüglich des weiteren Vorgehens hinsichtlich des RWE-Aktienbesitzes wird die Stadt Mülheim alle Optionen prüfen", zitiert die Zeitung auch Mülheims Oberbürgermeister Ulrich Scholten (SPD) , dessen Kommune 9,81 Millionen RWE-Papiere hält. Für Essen mit seinen fast 18 Millionen Anteilsscheinen erklärte Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU), das zukünftige Engagement der Stadt sei "von der Perspektive des Unternehmens insgesamt abhängig".
Ehemaliger Goldesel
Für die Kommunen war die RWE-Dividende jahrelang ein wichtiger Einnahmeposten im Haushalt. Doch angesichts der rasanten Talfahrt hatte der Vorstand eine praktisch vollständige Streichung der Ausschüttung für 2015 durchgesetzt. Als Reaktion auf die Energiewende will das Management nun zudem die Zukunftsgeschäfte mit Ökostrom, Netzen und Vertrieb in eine neue Tochter ausgliedern und an die Börse bringen. Die bisherigen RWE-Eigentümer wären damit nur noch indirekt am Zukunftsgeschäft des Konzerns beteiligt.
Die Stadt Dortmund prüft sogar einen Einstieg bei der neuen RWE-Tochtergesellschaft. "Wir erwägen eine Beteiligung", sagte Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) der WAZ. Um ein solches Vorhaben umzusetzen, wolle die Kommune auch eine mögliche Zusammenarbeit mit anderen Geldgebern ausloten. Essens Oberbürgermeister Kufen ist allerdings dagegen: "Das erwägen wir nicht einmal."