Essen - Der Energiekonzern RWE hat am Dienstag Berichte über den Verkauf von Geschäftsbereichen im Wert von acht Milliarden Euro nicht kommentiert. Das Unternehmen wolle mit dem Verkauf eines Teils seiner Höchstspannungsnetz-Gesellschaft Amprion starten. Das berichtete die Nachrichtenagentur "Bloomberg" am Dienstag mit Verweis auf zwei mit der Transaktion vertrauten Personen.
Auch hierzu lehnte eine Sprecherin des Versorgers einen Kommentar ab. Sie verwies auf frühere Aussagen, denen zufolge RWE eine Beteiligung institutioneller Investoren als Partner für den Ausbau des Netzes prüfe. Die notwendige Erweiterung des Höchstspannungsnetzes wird von RWE als äußerst kapitalintensiv eingeschätzt. Insbesondere wegen des weiteren Ausbaus der Erneuerbaren Energien seien in den kommenden Jahren umfangreiche Investitionen erforderlich.
Dem Medienbericht zufolge verhandelt RWE mit einer Gruppe von Investoren über die Abgabe eines Anteils von bis zu 75 Prozent. Angeführt werde die Investorengruppe von der Commerzbank. Im April könnte es soweit sein, es gehe aber noch darum zu klären, welche Erträge zu erzielen seien. Die Commerzbank wollte die Informationen nicht kommentieren. In dem Bericht ist auch von einem möglichen Verkauf von Geschäftsbereichen in Großbritannien die Rede.
Die Gerüchte über den Verkauf des Höchstspannungsnetzes sind nicht neu. Schon länger heißt es, dass es Interessenten für Amprion gebe. RWE will am kommenden Donnerstag (24.2.) bei der Bilanzvorlage für das Jahr 2010 offiziell seine neue Strategie vorstellen. Einzelne Geschäftsbereiche, künftige Investitionen und auch die Dividendenpolitik stehen unter anderem wegen der von der Bundesregierung geplanten Brennelementesteuer auf dem Prüfstand. Sein Ferngasnetz hat RWE bereits im Dezember an eine Investmentbank verkauft.
An der Börse legten die Aktien am Dienstag zeitweise um 1,7 Prozent in einem schwächeren Marktumfeld (Dax ) deutlich zu, pendelten sich am Nachmittag jedoch auf ein Plus von 0,94 Prozent ein. Laut Analyst Peter Wirtz von der WestLB sei ein Verkauf von Amprion für RWE kurzfristig sinnvoll. Er sieht den Wert des Netzes bei etwa zwei Milliarden Euro. Wegen der hohen anstehenden Investitionen binde das Geschäft in den kommenden Jahren viel Kapital, dem könne man sich so entledigen. Zudem stehe ja der Verkauf von Unternehmensteilen bei RWE ohnehin an. Mittelfristig sei es aber möglicherweise sinnvoll, das Netz zu behalten. Wegen der enormen Kosten des anstehen Ausbaus sei mit einer politischen Förderung zu rechnen, insbesondere bei der Anbindung von Windanlagen auf hoher See (Offshore).
RWE hatte das Hochspannungsnetz auf Drängen der Brüsseler Kartellwächter 2009 in die Gesellschaft Amprion ausgegliedert. Brüssel hatte eine Entflechtung von Stromproduktion und Stromtransport verlangt. Mitbewerber E.ON und Vattenfall hatten nach Kartellauflagen ihre Netze verkauft. Amprion betreibt in Deutschland ein Netz mit 11.000 Kilometern Länge, über das nach Unternehmensangaben 27 Millionen Kunden versorgt werden.