RWE denkt über Kapitalerhöhung nach
Stand: 08.07.2011
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Essen - Der Energiekonzern RWE möchte die geschwächte Bilanz des Unternehmens wieder verbessern. Damit die Bonitätseinstufung bei den Ratingagenturen nicht gefährdet wird, soll es Beratungen mit dem Aufsichtsrat unter anderem über eine Kapitalerhöhung geben. Dies sagte Konzernchef Jürgen Großmann bei der jüngsten Sitzung des RWE-Beirats am Donnerstag.
Die Aufsichtsratssitzung ist einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (Freitag) zufolge für Anfang August geplant. Der Versorger muss insgesamt seine Schuldenlast senken und Kapazitäten für neue Investitionen für die Energiewende schaffen. Großmann zufolge fehlen dem Unternehmen durch die Laufzeitentscheidung für die Atommeiler mehrere Milliarden Euro in der Kasse.
Geplante Maßnahmen reichen vermutlich nicht
Die bisher angepeilten Konsolidierungsmaßnahmen reichten vermutlich nicht, um die Rating-Agenturen von der finanziellen Stärke von RWE zu überzeugen, sagte Großmann laut Redetext. Daher werde öffentlich über eine mögliche Kapitalerhöhung, über noch weiter reichende Verkäufe von Unternehmensteilen und auch über die Suche nach einem starken Partner spekuliert. "Wir werden uns diesbezüglich mit dem Aufsichtsrat beraten und die Öffentlichkeit Mitte August zur Halbjahres-Pressekonferenz über unsere Schritte informieren", sagte der Konzernchef.
Ob es - wie von vielen Seiten spekuliert wird - schon vor der Vorlage der Halbjahreszahlen am 11. August Neuigkeiten zu Unternehmensverkäufen geben wird, blieb unklar. Eine Sprecherin sagte, Verkäufe einzelner Geschäftsteile würden verkündet, wenn sie abgeschlossen seien. So wird Medienberichten zufolge die Veräußerung der britischen Tochter NPower geprüft. Auch mit dem Verkauf eines Großteils der Stromnetzsparte Amprion rechnen Beobachter. Zudem spricht RWE Berichten zufolge mit dem russischen Energieriesen Gazprom über eine Partnerschaft.
RWE am DAX-Ende
An der Börse brachten die Aussagen zu einer möglichen Kapitalerhöhung die Aktien unter Druck. Sie fielen zeitweise um mehr als drei Prozent und waren damit Schlusslicht im Dax. Überrascht waren Marktbeobachter indes nicht. Mehrere Analysehäuser rechnen mit einer Kapitalerhöhung, viele spekulieren schon seit längerem darüber.
Die Bank HSBC etwa hält neben Unternehmensverkäufen eine Kapitalmaßnahme von rund drei Milliarden Euro für nötig, damit RWE mittelfristig auf finanziell soliden Füßen stehe. Einige Analysten bezeichnen eine Kapitalerhöhung als sinnvoller als eine Ausweitung der Veräußerungen, weil sich dies ungünstig auf die erzielbaren Verkaufserlöse auswirken könnte.
Ratingagenturen haben Versorger im Visier
Die Ratingagenturen haben die Versorger derzeit im Visier. Auch E.ON musste am Donnerstag eine Herabstufung durch die Agentur Standard & Poors (S&P) hinnehmen. Der Ausblick für das A-Rating sei negativ statt bisher stabil. Die Krediteinstufung beließ S&P indes auf "A/A-1". Das RWE-Kreditrating hatte die Agentur bereits Anfang Juni auf "A-"beziehungsweise "A-2" abgestuft. Der Ausblick sei "negativ". S&P begründete die Entscheidungen vor allem mit den Belastungen der Profitabilität durch den Atomausstieg. Eine schlechtere Bewertung hat in der Regel höhere Kosten für künftige Kredite zur Folge.