RWE-Chef heizt Disput um AKW-Laufzeiten an
Stand: 02.11.2009
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Berlin - RWE hat mit seinem Vorstoß für eine Verlängerung der Kernkraftwerkslaufzeiten um mehrere Jahrzehnte den Streit über die Atomenergie neu entfacht. RWE-Vorstandschef Jürgen Großmann sprach sich dafür aus, Atommeiler statt wie jetzt 32 Jahre bis zu 80 Jahre am Netz zu lassen. Die Grünen warfen ihm vor, es gehe ihm nur um möglichst viel Profit. Der neue Bundestag wird sich zudem mit der ungelösten Endlagerung von hoch radioaktivem Atommüll beschäftigen müssen. Grüne und SPD dringen auf einen Untersuchungsausschuss zum Streit über den möglichen Endlager-Standort Gorleben.
RWE-Chef Großmann sagte der "Rheinischen Post" vom Samstag: "Baugleiche Reaktoren laufen in den Niederlanden, Frankreich oder Belgien 60 Jahre und mehr, in den USA sind jetzt sogar 80 Jahre im Gespräch." Das sei zwar keine Vorfestlegung für Deutschland, aber die derzeitige Laufzeitbegrenzung von 32 Jahren bleibe unter den volkswirtschaftlichen Möglichkeiten. RWE in Essen ist nach eigenen Angaben der größte Stromerzeuger in Deutschland.
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe bekräftigte die Bereitschaft der schwarz-gelben Bundesregierung zur Verlängerung der AKW-Laufzeiten. Grünen-Chefin Claudia Roth kritisierte dagegen, die Atomindustrie wolle mit ihren Meilern bis zum letzten Tag Kasse machen. "Das hohe Risiko alter Schrottmeiler und die offene Frage, was mit den immer weiter wachsenden strahlenden Atommüllbergen passieren soll, ist ihnen vollkommen egal."
CDU-Generalsekretär Gröhe sagte dem "Hamburger Abendblatt" (Samstag), über die genaue Ausgestaltung einer möglichen Verlängerung der Laufzeiten müsse noch mit den Kraftwerksbetreibern geredet werden. Die Energiekonzerne müssten die Gewinne aus einer Laufzeitverlängerung in erneuerbare Energien und gegebenenfalls in eine Senkung der Stromkosten investieren.
Der Atomausstieg war im Jahr 2000 von der damaligen rot-grünen Bundesregierung mit der Atomindustrie vereinbart worden. Die letzten der 17 deutschen Atomkraftwerke sollten danach spätestens 2022 vom Netz gehen.
Grünen-Fraktionschefin Renate Künast will noch in diesem Jahr einen Untersuchungsausschuss zum Streit über ein Atommüll-Endlager in Gorleben auf den Weg bringen. Sie sagte der dpa am Sonntag in Berlin, ein entsprechender Antrag solle bereits im November in den Bundestag eingebracht werden. "Wir wollen zügig zu einem Untersuchungsauftrag kommen. Man kann das alles vor Weihnachten durchkriegen." Der Ausschuss soll sich unter anderem damit befassen, welche Rolle die frühere schwarz-gelbe Bundesregierung unter Kanzler Helmut Kohl (CDU) bei der Auswahl Gorlebens gespielt hat. Es waren Vorwürfe der Manipulation aufgekommen.
Der Salzstock im niedersächsischen Gorleben soll nach dem Willen von Union und FDP weiter auf seine Eignung als Endlager untersucht werden. Unter Rot-Grün war ein Stopp der Erkundung bis 2010 vereinbart worden.
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