Essen - Auf der Hauptversammlung in Essen sagte der Vorstandschef des Energiekonzerns RWE, Jürgen Großmann, am Mittwoch: "Wir rechnen aus heutiger Sicht nicht damit, dass Auswirkungen der Krise unser Ergebnis ernsthaft belasten". Dennoch spüre der Konzern erste Auswirkungen der Krise bei der Nachfrage. Er stufe das allerdings als "nicht dramatisch" ein. Großmann rechne damit, dass sich daran auch wenig ändere. Der Konzern habe im Privatkundengeschäft seit Anfang des Jahres netto 20.000 Verbraucher gewonnen.
Das Unternehmen verfüge über "ein Stück" Planungssicherheit. Fast die komplette Stromproduktion für dieses Jahr sei über Termingeschäfte zu Preisen abgesichert, die im Schnitt über 60 Euro und damit über den derzeitigen Strompreisen an der Börse liegen. Auch die Produktion für 2010 sei zu diesen Preisen bereits zu 80 Prozent verkauft, mehr als 45 Prozent von 2011 und mehr als 20 Prozent von 2012.
Vor diesem Hintergrund bekräftigte Großmann die bisherige Prognose. In diesem Jahr soll das betriebliche Ergebnis und das für die Dividendenberechnung wichtige Nettoergebnis "in der Größenordnung" des Vorjahres liegen. Bis 2012 soll das betriebliche Ergebnis durchschnittlich pro Jahr um 5 bis 10 Prozent steigen, der nachhaltige Gewinn jeweils um 10 Prozent.
2008 hatte der zweitgrößte deutsche Versorger das betriebliche Ergebnis um vier Prozent auf 6,8 Milliarden Euro gesteigert. Das nachhaltige Nettoergebnis stieg um 12,8 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Pro
Aktie schüttet der Konzern eine Rekorddividende von 4,50 Euro aus - 43 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Überschuss war allerdings wegen Abschreibungen bei der Tochter American Water um 4,1 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro gesunken.
Belastungen erwartet der Konzern in diesem Jahr durch Revisionen in den beiden Kernkraftblöcken in Biblis. Das werde 600 Millionen Euro im Ergebnis kosten, sagte Großmann. Die britische Tochter npower bleibe wegen Einbrüchen im Vertriebsgeschäft und Kosten aus staatlichen Energieeffizienz-Programmen ein Sorgenkind. Die Rohstoffsparte RWE DEA leide unter den niedrigen Öl- und
Gaspreisen sowie hohen Vorlaufkosten.
Großmann zeigte sich optimistisch, dass die 9,3 Milliarden Euro teure Übernahme des niederländischen Versorger Essent wie geplant im dritten Quartal abgeschlossen werden kann. Dafür müssen 80 Prozent der Essent-Aktionäre zustimmen. Zuletzt hatte allerdings die niederländische Wirtschaftsministerin wettbewerbsrechtliche Bedenken geäußert. Darauf ging Großmann - laut Redemanuskript - nicht ein.