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Rückholung des Asse-Atommülls wird kompliziert

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Remlingen - Auf den ersten Blick wirkt das Atommülllager Asse, das bei Wolfenbüttel in Niedersachsen liegt, wie ein typisches Salzbergwerk. Bei näherem Hinsehen offenbart sich jedoch eine Vielzahl von Problemen, die schlimmstenfalls dafür sorgen könnten, dass die marode Schachtanlage im wahrsten Sinne des Wortes absäuft: 10.000 Liter Wassereinfluss pro Tag, Risse im Salz, tonnenschwere Gesteinsbrocken, Bewegungen im Berg und verstrahlte Kalisalzlauge.

Für das verantwortliche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ist es definitiv der falsche Ort, um 126.000 Atommüllfässer langfristig sicher zu lagern. "Nach allem was wir wissen, können wir die im Atomgesetz geforderte Langzeitsicherheit nur gewährleisten, wenn wir die Abfälle zurückholen", sagte BfS-Sprecher Werner Nording.

Vorbereitungen zur Rückholung haben begonnen

Doch die Rückholung des zwischen 1967 und 1978 eingelagerten Atommülls ist kompliziert. Derzeit laufen in 750 Meter Tiefe die Vorbereitungen für das geplante Anbohren der Einlagerungskammer 7 auf Hochtouren. Mitarbeiter verlegen in diesen Tagen vor der Kammer einen Kunststoffboden, der im Bedarfsfall dekontaminiert werden kann. Sobald dieser verlegt und abgenommen ist, sollen die technischen Einrichtungen installiert werden, darunter ein Filter für Staub und ein Unterdruckzelt, um jeglichen Austritt von Radioaktivität zu verhindern.

Das BfS geht bei "optimalem Verlauf" davon aus, dass Anfang November mit den Arbeiten begonnen werden kann. Ziel sind Informationen über die mögliche Strahlenbelastung im Erdreich. Sicherheit gehe immer vor Schnelligkeit, heißt es. Zudem müssten neue Verfahren entwickelt werden.

Kontaminierte Salzlösung muss entsorgt werden

Später soll dann auch die nur wenige Meter entfernte Kammer 12 angegangen werden. Davor haben sich jedoch bis zu 80.000 Liter kontaminierte Salzlösung angesammelt, die zunächst entsorgt werden muss. Das Wasser stammt aus den feuchten Rückständen des Kalisalzabbaus, mit denen die Kammern verfüllt wurden. 100 Liter der kontaminierten Salzlösung sollen demnächst in Braunschweig testweise entsorgt werden. In einer Probebohrung vor Kammer 12 war vor kurzem eine Konzentration des radioaktiven Cäsiums von 240.000 Becquerel pro Liter gemessen worden - das 24-fache des erlaubten Grenzwerts.

Keine vollständigen Inventarlisten

Ein weiteres großes Problem ist das radioaktive Inventar in den Fässern. Experten gehen angesichts der unvollständigen Listen davon aus, dass erst bei der Rückholung klar wird, was genau eingelagert wurde. Beim alten Betreiber, dem Helmholtz-Zentrum München/GSF, war anfangs etwa nur von 9,6 Kilogramm Plutonium die Rede. Nach umfangreichen Recherchen wurde die Zahl später auf mehr als 28 Kilogramm korrigiert.

Wann die Rückholung des Atommülls abgeschlossen sein wird, steht in den Sternen. Schätzungen gehen von einem Abfallvolumen von mindestens 100.000 Kubikmetern aus. Bis dato gilt es für die Experten, Zeit zu gewinnen - etwa indem Salzabbaukammern mit Beton verfüllt werden. Das für damals 800.000 D-Mark (rund 409.000 Euro) vermeintliche "Schnäppchen" Endlager Asse ist nun schon ohne die teure Rückholung der Fässer ein Millionengrab.